TV89 Zuffenhausen – SV Ümmet Stuttgart 3 : 2 (1 : 1) – Niklas Hornstein dreht nach seiner Einwechslung mit zwei Assists das Spiel. Memo Kuzu trifft per Kopf. Volkan Uyar gelingt der Siegtreffer. Fadi Odesh mit Comeback nach langer Verletzungspause.

Zum Glück habe ich nur eine Struktur. (Thorsten Legat bei Verdacht auf Beinbruch)


Zuffenhausen Schlotwiese 16° C. – Blauer Himmel, warme Sonnenstrahlen, nagelneuer Kunstrasen. Lieb´ Fußballerherz, was willst du mehr? Die Zuschauer stehen dem Schiri in froher Erwartung zu nah am Spielfeld. Bitte hinter die Absperrung. Eine Aufforderung, die heute noch des Öfteren zu hören sein wird. Die vielen Ehrenamtlichen haben Getränke, Grill, Würstchen und Musikanlage schon herüber gekarrt. Der betriebene Aufwand ist größer, die Einnahmen eher nicht. An der Kasse sitzt Roland Mücke. Allen sei zwischendurch einmal Danke gesagt. Möchte nicht jeder so gerne Sport und Politik trennen? Und meine Abschweifungen in den Alltag oder sonst wohin, muss oder muss nicht in einen Fußballbericht. Gehört nicht alles irgendwie zusammen? Wenn ich mir am Hintern ein Haar raus rupf, dann tränt nämlich mein Auge. Und wenn ein Schmetterling in Kanada die Flügel schlägt, gibt es im taiwanischen Meer einen Taifun.* Aber zum Glück habe ich eine Struktur und deshalb gleich rein ins Spiel.

In den ersten Minuten erleben wir ein abwechslungsreiches Hin und Her. Jedoch immerhin nicht gleich ein Patzer, ein Gegentreffer oder eine Fraktur. Das ist schon viel wert. Nach und nach gewinnen unsere Jungs mehr Zweikämpfe, sind schneller am Ball, haben mehr Spielanteile, wie man so schön sagt, wie wenn man meint, dass mehr Ballbesitz zu irgendwas berechtigt. Aber da ist der Fußball gnadenlos. Das weiß man aus der Vergangenheit. Muba hat so etwas wie eine „Hundertprozentige“, das sagt man so, wenn ein Spieler frei vor dem Tor zu Schuss kommt. Nur, dass sich der gegnerische Torhüter einfach nicht in Luft auflösen will, sondern ausgerechnet dann plötzlich doch noch genau da steht, wo der Ball hinkommt. Und auch der Return und Mubas Kopfball im Liegen gehen nicht rein, verflixt noch mal. Wenn man gerade denkt, jetzt könnten doch Volkan oder Memo endlich den Führungstreffer markieren – „Zang“ – eine Ecke für Ümmet und „Dong“ steht es 0 : 1 (35.) Da hat die Zangordong*² gefehlt! Da fällt man vom Glauben ab. Dass darf eigentlich nicht passieren, kommt aber in den besten Familien vor. Im Prinzip müssten ja wir führen. Aber das zu denken, führt zu nix.
 
In den letzten Spielen hat die Moral bei uns gestimmt und deshalb sagt man sich, halb so schlimm, nur ein Kratzer, das lässt sich schon noch richten. Tatsächlich braucht man aber immer auch Glück im Fußball und wenn man schon selbst nicht trifft, einen „Kollegen“ im gegnerischen Team. Ein Freistoß Diar Shammaks aus 30 m senkt sich unerreichbar für seine Mitspieler direkt vor das gegnerische Tor. Mehmet Dursun heißt der Unglücksrabe*³. Sein Kopfball landet zu unserer Freude im eigenen Netz. 1 : 1 (43.) psychologisch wichtig sagt man, wenn sich der Ausgleich kurz vor der Pause ergibt, wie wenn man sagt, Buttermilch bringt Kraft.

Jetzt also die zweite Halbzeit.

Da müssen wir wohl noch einen Zacken zulegen. Alte Straßenbahnfahrerweisheit. Gleich nach dem Seitenwechsel bekommt Basel Ekrama in einer Eins - zu - Eins – Situation eine Gelegenheit, das Spielgerät zwischen Torhüter und dem linken Pfosten ins Netz hinein zu schlenzen. Das hätte die, wegen des bereits zuvor beschriebenen psychologisch eminent wichtigen, Ausgleichs vor der Halbzeit, also jetzt die Führung, (weil gleich nach der Halbzeit - Logo), sein müssen. Leider geht sein Schuss knapp am linken Pfosten vorbei.

Doch die Gäste kommen, lauern, sind präsent im Mittelfeld. Wie bereits in der ersten Halbzeit spielen sie ein Pressing, welches eine Spieleröffnung schwierig machen soll und bei uns macht. Sie stören bei der Ballannahme, sie nerven beim Aufbau und sie sind schnell im Konterspiel. Zu schnell sogar. Sie brechen über rechts durch und flanken den Ball unbedrängt flach ans hintere, lange Eck, wo Ismail Cangür entgegen Anges Laufrichtung zum 1 : 2 (53.) einschiebt.
 
Ange hält heute wieder richtig gut. Er strahlt Sicherheit aus und ist an beiden Gegentreffern schuldlos. Einer seiner Vorderleute, also ein Verteidiger kann einen Aussetzer haben, das ist menschlich. In einer Situation rettet man, in der anderen ist man ein Ritter von trauriger Gestalt.

Jetzt kommt so die Zeit, wo ich denke, eigentlich könnte man mit einem Unentschieden zufrieden sein, wenn es denn noch gelänge. Aber nicht so unser Trainer Sven Peukert. Er wechselt den bislang glücklosen Muba aus (59.) und bringt, wie gegen „Croatia“, Niklas Hornstein. Und tatsächlich kommt mit unserem Senkrechtstarter die Wende. Über rechts sind wir jetzt schneller und gefährlicher. Plötzlich geht da was mit Jörg Burkart.  Aus dem Nichts sein Sturmlauf von Hinten raus mit Zuspiel auf Niklas Hornstein. Dieser ebenso schnell einen Doppelpass mit Memo. Er kommt dabei frei in den Strafraum und sieht wieder den flinken Memo. Er serviert ihm das Leder punktgenau auf seine Stirn. Memo wuchtet ein zum 2 : 2 (65.) Und noch mehr Akkuratesse kommt durch Fadis Comeback für Basel Ekrama (68.) in die Partie. Eine seiner spielöffnenden Flanken kommt zu wem? Zu Niklas Hornstein. Der flitzt in Richtung Grundlinie. Pfeilschnell. Er kann erneut aus dem Lauf gut Flanken. Dieses Mal flach zum hinteren Pfosten. Volkan trifft wieder. Entgegen der Laufrichtung. Klassisch ins lange rechte Eck. 3 : 2 (78.) Nun sind wir mit einem Unentschieden natürlich nicht mehr einverstanden. Torsten Köhler soll für den offensiveren Maris Prieditis die Hintermannschaft stärken. (81.) Bei unseren Gästen liegen die Nerven blank. Sie hadern mit dem Referee Marcel Schaich. Wir kennen das. Aber dennoch sind grobe Beleidigungen auch mal eine rote Karte. (85.) Gegen Spielende ist man froh, dass der Unparteiische das Spiel nach einer weiteren gelb-roten Karte für unsere Gäste, abpfeift. Heute haben wir Glück. Etwas getrübt durch den Tumult danach. Doch wenn Trainer Sven Peukert sagt, dass wir heute verdient gewonnen haben, dann sagt er das auch wegen des Potenzials, welches in seiner Mannschaft schlummert. Auf dem schönen, neuen Kunstrasen lässt es sich besser trainieren. Eine Serie könnte gestartet werden!

Der TV89 spielte mit: Grantsanlis –  Burkart, Fejzulahi, Albrecht, Nallinger – Prieditis (Köhler), Ekrama (Odesh), Shammak - Uyar (Kolb), Yacoubou (Hornstein), Kuzu

 
*=  Deswegen muss man nicht über die Verflechtungen von Politik und Sport referieren. Letzten Freitag wurde uns beim Länderspiel zwischen Deutschland und Frankreich klar, dass der Fußball nicht in Frieden leben kann, wenn es der böse fanatische Nachbar nicht will. Lug und Trug überall. Die Lichtgestalt entpuppt sich als Dunkelmann. Immer mehr Gesetzlose beim FC Bayern München und der VW Skandal, der versaubeutelte Berliner Flughafen, der gesetzeswidrige Polizeieinsatz am schwarzen Donnerstag und die damalige Berichtserstattung. Die Griechenlandkrise und die Lügen und Informationen der Presse. Jetzt das Flüchtlingsthema in den Medien. Warum hetzt die Boulevard - Presse nicht täglich gegen Steuerflüchtlinge, die uns einen ungleich größeren volkswirtschaftlichen Schaden zufügen? Warum wenden wir uns nicht alle von SKY ab, von der BILD und überhaupt vom (über) bezahlten Fußball, deren Gallionsfiguren Blatter, Platini, Beckenbauer usw. heißen? Nein, das ist leider nicht lustig, es ist deprimierend. Bei der letzten Grabesrede eines an Krebs verstorbenen Bekannten, erfuhr ich, dessen Lebensmotto. „Nur das Lachen net vergesse“ – Und ja, er hat Recht. Auch wenn er schon tot ist. ER HAT IMMER NOCH RECHT. Es ist zum Weinen. Aber man kann auch darüber lachen. November. Manchmal wünscht man sich sein Schaukelpferd zurück.

*²= Zuordnong natürlich ;-)

*³= Beweisfoto