21.11.2014

BAD CANNSTATT: Unified Basketball-Team des Caritas-Treffpunktes darf zu den Weltspielen in die USA reisen

Sie hoffen auf Gold im Basketball bei den Olympic World Games im Juli nächsten Jahres in Los Angeles: Doris Kretzschmar, Athlet Florian Kuhn und der zukünftige Headcoach Mike Newton (von links). Foto: Frey

Seit fünf Jahren gibt es das so genannte Unified Basketball-Team „Treffpunkt 89er" in enger Kooperation mit der Basketballabteilung TV 89 Zuffenhausen, in dem Menschen mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam Basketball spielen und auch Wettkämpfe bestreiten. Jetzt haben sie es geschafft: Sie dürfen zu den Weltspielen, den Special Olympic World Games, nach Los Angeles reisen. Die Freude beim Team ist riesengroß.

Davon berichtet Doris Kretzschmar, Leiterin des Sportbereichs beim Treffpunkt des Hauses Clemens von Galen in Bad Cannstatt. Diese Chance kommt nicht von ungefähr. Das Team hat schon einige Erfolge aufzuweisen, wie Kretzschmar und der zukünftige Headcoach berichten. Nach der Gründung 2009 und jeweils wöchentlichem Training in der Heimspielhalle in Zuffenhausen gab es 2010 ein erstes erfolgreiches Turnier in Nürnberg und seitdem nehmen die Sportler, darunter auch zwei aus Bad Cannstatt, bei dem jährlich größten integrativen Basketballturnier in Deutschland teil. 2012 gewann das Team erstmals bei den National Games in München eine Goldmedaille. Kretzschmar wurde 2012 Koordinatorin für die Special Olympics in Baden-Württemberg. 2013 nahmen sie an der Sportmeisterehrung der Stadt Stuttgart teil und erhielten die offizielle Anerkennung von Special Olympics Wettbewerben. Zudem trugen sie ihr erstes Special Olympics Qualifizierungsturnier für National Games in Stuttgart aus, gemeinsam mit dem TV 89 Zuffenhausen. In diesem Jahr waren sie wieder erfolgreich: Sie nahmen bei den National Games in Düsseldorf teil. Obwohl die Startbedingungen alles andere als günstig waren, unter anderem durch einen kurz zuvor ausgefallenen Trainer, hat es geklappt: Es gab wieder Gold für das Team. Und jetzt? „Wir wollen in Los Angeles Gold holen", kündigt der zukünftige Headcoach Mike Newton an. Und Athlet Florian Kuhn nickt begeistert. „Wir sind dabei und schweben auf Wolke 7", beschreibt Kretzschmar die Stimmung. Erste Hürden haben sie schon überstanden, wie sie berichtet, und „ein Kilo Papier" nach Berlin geschickt mit ärztlichen Gutachten, Persönlichkeitsprofilen, biometrischen Passbildern. In Amerika müssen sie viel Stress ertragen können, weiß Newton. Der Zuschlag für die Stuttgarter Bewerbung sei auch eine Anerkennung der Arbeit durch Kretzschmar, sagt der Headcoach. Beworben hatten sich vier Mannschaften. Seit kurzem ist klar: Am 21. Juli 2015 fliegen sie. Am 26. Juli gehen die Weltspiele los mit 32 Unified-Mannschaften aus 32 Nationen, darunter Teilnehmergruppen aus den USA, Portugal, Asien und China. Es wird fünf oder sechs Vorrunden-Spiele geben von neun bis zehn Minuten Dauer, dann gibt es Halbfinal- und Finalspiele, die jeweils vier mal sechs Minuten dauern. Kuhn freut sich schon sehr auf den Wettbewerb. Sechs Athleten, Menschen mit geistiger Behinderung und vier Partner aus der 20-köpfigen Trainingsgruppe, dürfen nach LA reisen. Am 10. Oktober haben sie erfahren, dass es klappt. Im Sommer hatten sie sich dafür beworben.

Morgen wird es in Nürnberg das erste Vorbereitungsspiel geben. Zwei Jahre hat es gedauert, um die Mannschaft aufzubauen und ein homogenes Team zu bilden. Beim Spiel in den USA werden sechs Athleten und vier Partner ein Team bilden, um eine Spieldominanz auszubremsen, wie Newton erklärt. Dies sei eine wichtige Regelvoraussetzung. Gepfiffen werde wie bei anderen Basketballspielen.

„Es ist der große Gedanke der Inklusion, dass sich junge Menschen auf der Ebene begegnen." So sind die Teams etwa gleich alt und ähnlich in ihrer Leistung. Das Team, das nach LA fliegen darf, ist zwischen 19 und 25 Jahre alt plus ein 30-Jähriger. Lob kommt von den Trainern für Kuhn: Er sei die rechte Hand des Trainers, ein Aufbauspieler mit gutem Handling für den Ball, der die Übersicht habe und auch seine Mitspieler einsetzen kann, erklärt Kretzschmar. Newton ist sich sicher: „Unsere Mannschaft ist Vorbild auf ihrem Leistungsniveau. Der TV 89 Zuffenhausen freut sich mit und hat bei einem Gemeinschaftstraining die Nominierung gefeiert."

Artikel vom 21.11.2014 © Eßlinger Zeitung