16.05.2017
Am vergangenen Wochenende wurde das Final-Four Turnier BBW ausgetragen. Neben den Zuffenhäusern war das Turnier ausschließlich mit Regionalligisten besetzt, darunter der zweit- und drittplatzierte aus Mannheim und Möhringen.
Ursprünglich wollte man das Turnier nutzen, um ein Gefühl für die kommende Saison zu bekommen. Was am Ende aber dabei herauskam, hat im Vorfeld eigentlich niemand für möglich gehalten.
Im Halbfinale traf man am Samstagabend auf den Drittplatzierten der Regionalliga, den SV Möhringen. Die Herren aus dem Süden Stuttgarts haben ein junges und talentiertes Team zusammen und sind eine feste Größe in ihrer Liga. Mit 5 Spielern die im Durchschnitt mindestens zweistellig punkten, zeigt sich eine breite spielerische Basis.
Gleich nach dem Tip-Off zeigte Luka Minashvili mit einem schnellen Dribbling und einem frechen Jumpshot aus der Mitteldistanz, dass die Zuffenhäuser voll motiviert und mit starkem Willen auf dem Feld standen. Der Kapitän der Mannschaft, Ivica Ristic, legte mit Zug zum Korb nach und verwandelte sogar mit Foul seinen Layup. Leider fand der anschließende Freiwurf nicht sein Ziel. In der Folge entwickelte sind dann eine Partie auf Augenhöhe. Ab der sechsten Minute stellten die Zuffenhäuser die Möhringer vor gehörige Probleme. Immer wieder suchte man den Weg zum Korb und war nur mit Foul zu stoppen. Insgesamt wurden den 89ern bis zum Viertelende 13 Freiwürfe zugesprochen, wovon auch 10 versenkt wurden. Dank dieser guten Quote konnte man sich einen 18:13 Vorsprung erkämpfen.
Das zweite Viertel gehörte dann Möhringern. Diese nutzen ihre Athletik und erkämpften sich viele zweite Chancen, wobei sie beim Abschluss dann nur noch gefoult werden konnten. Bei den Freiwürfen zeigten SV´ler wenig Nerven. 11 der 15 Versuche fanden ihr Ziel. Auf Seiten der Zuffenhäuser lief wenig zusammen. So vergab man einfach Korbleger und fand auch keinen Weg mehr zum Korb der Gegner, um diese weiter unter Druck setzen zu können. Hatte man zu Beginn des zweiten Viertels noch einen 5 Punkte Vorsprung, war es nun ein 5 Punkte Rückstand.
Bei der Besprechung in der Kabine motivierte man sich nochmals, um in der zweiten Halbzeit das zweite Viertel zu vergessen und mit Vollgas zurück auf Parkett zu kommen.
Angeführt vom Trio aus Robin Grenier, Luka Minashvili und Jordan Santana Pepen ergriffen die Zuffenhäuser das Zepter. Ganze 28 Zähler hiefte man auf das eigene Punktekonto und erlaubte dem Gegner nur deren 21. Somit stand zum Ende des dritten Viertels eine hauchdünne Führung für die 89er auf der Anzeigetafel.
Das letzte Viertel versprach also Spannung pur für mit anwesenden Gäste und für die wieder lautstark unterstützenden Blaublüter.
Mit einem schnellen Korbleger von Stefan Böttcher gleich zu Beginn des Spielabschnittes und mit zwei Dreiern von Luka Minashvili und Ivica Ristic in den folgenden Minuten, erarbeitet man sich einen 7 Punkte Vorsprung. Doch mit noch 5 zu spielenden Minuten war das Spiel noch lange nicht entschieden. Die Möhringer nutzen jetzt ihre Möglichkeiten und legten einen 13:2 Lauf hin, bevor Michael Santana Pepen mit viel Herz und Einsatz 5 Punkte in Folge erzielte und das Spiel zum 77:77 ausglich. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 2 Minuten zu spielen. Möhringen setzte jetzt wieder darauf, den Ball zum Brett zu bringen. Dort angelangt waren sie nur noch mit Foul zu stoppen. Scheinbar ließen hier aber die Nerven nach, denn nur 2 von 6 Freiwürfen konnten verwandelt werden. Umso wichtiger war der Dreier von Luka Minashvili, der eine Miniführung zum 80:78 einbrachte. In der letzten Spielminute überschritten auch die Möhringer ihre Mannschaftsfoulgrenze, wodurch bei jedem weiteren Foul die 89er an die Linie durften. Diese bewiesen Nerven wie Drahtseile und verwandelten alle 6 Versuche. Möhringen hingegen konnte nur einen ihrer vier Versuche nutzen und musste somit als Verlierer vom Feld.
Mit diesem Sieg sorgten die Zuffenhäuser für die erste faustdicke Überraschung in diesem Turnier.
Es spielten:
Luka Minashvili (22 Punkte, 2 Dreier), Robin Grenier (16 Punkte), Jordan Santana Pepen (15 Punkte, 2 Dreier), Stefan Böttcher (11 Punkte), Michael Santana Pepen (11 Punkte), Ivica Ristic (7 Punkte, ein Dreier), Alex Homann (4 Punkte), Jakob Kretzschmar, Danilo Dangubic, Semir Gudzevic
***
Keine 24 Stunden später sollte es dann also gegen den Pokal-Titelverteidiger aus Mannheim gehen. Die Mannheimer setzten sich im ersten Spiel des Halbfinales gegen Rot-Weiß Stuttgart durch. Im Vorjahr standen sich die Blau-Weißen und die SG Mannheim im Pokal-Halbfinale gegenüber und musste sich dort geschlagen geben. Unter der Hand sprach man von einer möglichen Revanche, doch so recht glaubte wohl niemand daran. Schon gar nicht, als auch zum Ende des Warm-Ups nur 7 Spieler aus Zuffenhausen auf dem Feld standen. So musste man einerseits verletzungsbedingt auf Jordan Santana Pepen verzichten, andererseits fehlten Danilo Dangubic und Semir Gudzevic aus arbeitstechnischen und privaten Gründen.
Nichtsdestotrotz wollte man sich aber auch mit diesem dezimierten Kader präsentieren und so gut es geht dagegenhalten.
Wie schon gegen Möhringen, eröffnete Luka Minashvili die Partie und erzielte die ersten schnellen Punkte. Doch dann schien das Erwartete einzutreten. Mannheim erarbeitete sich in der Verteidigung einige Ballgewinne und konnte diese in einfache Fastbreak-Punkte umwandeln. Angeführt wurden sie dabei von ihren pfeilschnellen Aufbauspielern. So lag man schnell mit 2:8 im Rückstand. Nachdem die Zuffenhäuser nun zwar zweimal trafen, verwandelten die Mannheimer 2 Dreier und bauten ihre Führung zum 6:14 aus. In diesem Moment handelte Coach Irshad und nahm eine Auszeit um den Spielfluss der Mannheimer zu unterbrechen und um die eigenen Spieler wieder auf Kurs zu bringen. Dieses Taktikinstrument zeigte dann tatsächlich Wirkung. Mit einem Dreier von Ivica Ristic und drei weiteren Korberfolgen von Michael Santana Pepen, Alex Homann und Robin Grenier zog man mit einem Punkt an den Mannheimern vorbei und schaffte es unter tosendem Applaus von den Rängen zurück ins Spiel. Mannheim konnte bis zum Ende des Viertels nur noch 2 Mal von der Freiwurflinie punkten, während die 89er noch 3 Zähler verbuchen konnten. In Summe bedeutete dies eine knappe 18:16 Führung.
Das zweite Viertel verlief dann auf Augenhöhe, wobei auf Seiten der Zuffenhäuser Robin Grenier und Luka Minashvili maßgeblich als Punktesammler aktiv waren. Gepaart mit einer guten Verteidigung schaffte man es den Mannheimern nur 2 Punkte mehr zuzugestehen als man selbst erzielen konnte. Völlig unerwartet aber umso motivierender für die Weiß-Blauen ging man mit einem Unentschieden (37:37) in die Halbzeitpause.
In der Halbzeitpause schwor man sich noch einmal ein. Coach Irshad sah sein Team spielerisch vor den Mannheimern und der Glaube an einen möglichen Sieg machte sich in den Köpfen breit. Für Irshad war außerdem klar, dass man den Start ins dritte Viertel „überleben“ müsse, um weiter mit um den Sieg spielen zu können.
Mit dieser positiven und fokussierten Einstellung ging es dann in den dritten Spielabschnitt. Da bekanntlich Angriff die beste Verteidigung ist nutzen die 89er mit Zug zum Korb ein ums andere Mal ihre Möglichkeiten. Angeführt von Robin Grenier erspielte man sich in den ersten 4 Minuten des Viertels eine 51:45 Führung. Doch dann folgte auf Seiten der Mannheimer der Moment des Georgios Chatzidamianidis. In nur zweieinhalb Minuten erzielte der Aufbauspieler 15 Punkte und brachte sein Team so wieder zum 60:54 in Front. Nach einer weiteren Spielminute endete das dritte Viertel mit 56:63.
Doch völlig unbeeindruckt und weiter an den Sieg glaubend ging es für die Zuffenhäuser in das letzte und entscheidende Viertel.
Den Anfang der gewünschten Aufholjagd startete Michael Santana Pepen. Doch leider endete kurze Zeit später für ihn das Spiel, denn beim Versuch den gegnerischen Wurf zu blocken wurde ihm sein fünftes persönliches Foul gepfiffen. Nun blieben Coach Irshad nur noch 6 Spieler, um die letzten 9 Minuten Vollgas zu geben. Diesen Ausfall nahmen die verbliebenden als zusätzliche Motivation und griffen ihre letzten Kraftreserven an. Mit geschickten Wechseln in der Verteidigung versuchte man den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Offensiv gesellte sich neben Luka Minashvili und Robin Grenier nun Centerspieler Stefan Böttcher dazu. Alle drei Spieler erzielten 27 der 31 Punkte in diesem Viertel. Gegen dieses Trio fanden die Mannheimer kein geeignetes Mittel in der Verteidigung. Punkt um Punkt schmolz der Vorsprung und stieg dann kurz vor Schluss sogar auf 4 Punkte an. Mit weniger als 40 Sekunden auf der Uhr gelang Mannheim ein einfacher Korb, womit sie wieder unmittelbar in Schlagdistanz waren. Nach einem weiteren verfehlten Wurf der Mannheimer sicherte sich Zuffenhausen den Ball und Mannheim wählte das taktische Mittel des Fouls, um im Falle eines oder zweier Fehlversuche schnell wieder an den Ball zu gelangen. Doch der gefoulte Luka Minashvili verwandelte eiskalt beide Freiwürfe. Im darauffolgenden Angriff versuchte Mannheim mit einem Dreier wieder an die Zuffenhäusener aufzuschließen. Der Wurf fand sein Ziel nicht und Stefan Böttcher sicherte sich den Rebound. Die Mannheimer foulten wieder und schickten den Center an die Linie. Dieser behielt ebenfalls die Nerven und netzte beide Würfe ein. Mit nunmehr 6 Punkten Vorsprung war das Spiel entschieden.
Was dann folgte waren pure Emotionen. Zwischen unendlicher Freude, totaler Erschöpfung schallten wieder die 1889er Rufe durch die Halle. Spieler, Fans und Verantwortliche lagen sich in den Armen und feierten eine perfekte Saison.
Dieses Pokalwochenende war eine Wahnsinnsleistung der Mannschaft. Mit ganz viel Herz und noch mehr Kampf hat man das für unmöglich gehaltene Realität werden lassen. Der TV89 Zuffenhausen ist Meister in der Oberliga Württemberg und BBW-Pokalsieger der Saison 2016/2017.
Es spielten:
Robin Grenier (27 Punkte), Luka Minashvili (20 Punkte, 2 Dreier), Stefan Böttcher (16 Punkte), Michael Santana Pepen (11 Punkte), Ivica Ristic (8 Punkte, 2 Dreier), Alex Homann (5 Punkte), Jakob Kretzschmar