Internes Duell im Endspiel: Marius Karch vs. Jianqing Cai

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Aus Spieler-Perspektive sah es Martin Gubisch so:

Am Samstag, den 15. Juli 2017, wurde in der Gustav-Werner-Schule Zuffenhausen zum siebenundvierzigsten Mal um den traditionsreichen Pfingstpokal gerungen. Zugleich stand der Wettkampf, der den gastgebenden Verein fast seit seiner Gründung anno 1967 begleitet, im Zeichen des fünfzigjährigen Jubiläums des TTC Zuffenhausen. Zu diesem während den ausgetragenen Spielen voll entschlossenem Ehrgeiz und in den Spielpausen von angenehmster Geselligkeit begleiteten Ereignis durften wir aufs Neue zahlreiche alte und neue Teilnehmer befreundeter Vereine der näheren und ferneren Umgebung begrüßen: Insgesamt nahmen sechzehn Mannschaften aus Baden, Württemberg, Bayern, Franken und Hessen teil, die von Abteilungsleiter Gerd Raff aufs Herzlichste begrüßt wurden, bevor dieser sich verantwortungsvoll am Grill um das leibliche Wohl seiner Gäste kümmerte.

Gespielt wurde in Dreiermannschaften, von denen je acht in der A- und in der B-Klasse antraten, die wiederum in je zwei Gruppen à vier Mannschaften aufgeteilt waren. Wer sich als Gruppensieger durchsetzten konnte, spielte direkt im Finale um den Pokal, während die Gruppenzweiten um den ehrenvollen dritten Platz stritten.

Im Kampf um den A-Pokal konnten sich die Titelverteidiger vom TTC München-Neuhausen überraschend nicht für die Endrunde qualifizieren: Dort setzte sich die erste Mannschaft der Gastgeber im Spiel um Platz 3 nach hartem Kampf mit 4:3 gegen den TTC Ergenzingen durch, während der TSV Katzwang den Sprung ins Finale schaffte, sich dort aber den bärenstarken Turniersiegern vom TTC Stein mit 2:4 geschlagen geben musste - Gratulation!

Im B-Pokal konnte sich der TTC Zuffenhausen II als Gruppensieger für die Endrunde qualifizieren, vor den Mitfavoriten des TV Zazenhausen II, die sich im Spiel um den dritten Platz gegen den TTC München-Neuhausen durchsetzten.

Als Mitkämpfer der dritten Zuffenhausener Mannschaft will ich mich nunmehr mit subjektiver Objektivität etwas ausführlicher jenen Begegnungen widmen, an denen ich selbst beteiligt war. Im ersten Spiel trafen wir auf die Damen Anna Auzinger, Dona Migliore und Helga Kund vom TSV Katzwang - ein besonders erfreuliches Ereignis, da gemischte Wettkämpfe ja leider eher selten sind.  Die im Schnitt um 200 Q-TTR-Punkte höher platzierten Spieler Martin Gubisch, Marius Karch und Ralf Buckenmaier konnten sich klar mit 4:0 durchsetzen, allerdings konnte Anna ihren Einzel-Gegner Marius mit ihrem sicheren Spiel und ihren harten, gut platzierten Angriffen immer wieder mächtig unter Druck setzen und für ihre Mannschaft den verdienten Ehren-Satzgewinn erkämpfen.

Im zweiten Spiel gegen - erfreulicherweise - erneut ein Damenteam, bestehend aus Margit Müller, Ilona Banzhof und Hannelore Kaysser vom TSV Stuttgart-Münster, setzte Zuffenhausen mit Suzana Ivanovic seinerseits seine einzige teilnehmende Lady ein; Martin nahm nur an der Seite von Marius am Doppel teil. Es kam zu zahlreichen leidenschaftlich umkämpften Spielen, denen das nur scheinbar klare Endergebnis von 4:1 für Zuffenhausen nicht ganz gerecht wird: Nur das letzte Einzel endete klar nach drei Sätzen, während sich Ralf gegen Margit und Suzana gegen Hannelore jeweils knapp mit 3:2 durchsetzen konnten. Und auch Ilona ließ sich im Duell gegen Marius nie abschütteln und musste sich erst nach vier Sätzen, die alle knapp mit 11:9 endeten, geschlagen geben. Sehenswert auch die häufigen sehr krummen Ballwechsel, die durch den eifrigen Einsatz verschiedenen Noppen- und Anti-Materials zustande kamen.

Da sich auch unsere Freunde vom TTC München-Neuhausen II gegen die beiden Damenteams durchsetzen konnten, kam es im dritten Gruppenspiel zum direkten Duell um den Finaleinzug. München trat mit Robin Nagel, Uwe Sobotta und Marlow Pfeiffer an und erwies sich erwartungsgemäß als härteste Nuss für die Gastgeber, die in der Aufstellung Martin, Marius, Ralf antraten. In jeweils klar in drei Sätzen entschiedenen Einzeln gerieten die Gäste mit 1:2 in Rückstand, bevor Uwe und Robin dem nach den Einzeln favorisierten Zuffenhausener Doppel Martin/Marius eine Lehrstunde erteilten und sie im ersten Satz mit 11:1 denkbar knapp von der Platte fegten. Das konnten wir so nicht stehen lassen („Abhaken - weitermachen“, lautete die lakonische Devise von Marius), und da wir den ersten Satz offenbar weitgehend als Zuschauer verfolgt hatten, hatten wir ausreichend Gelegenheit zum Beobachten gehabt, wie man's richtig macht. Angemessen überrascht reagierten dann auch die Gegner, als wir mit 11:2 ausgleichen konnten und uns auch danach, um einen Mannschaftskameraden zu zitieren, „nicht mehr die Suppe vom Brot nehmen“ ließen (nicht nur im Fußball gibt es legendäre Aussprüche). Mit 11:4 und 11:7 holten wir uns den wichtigen dritten Punkt, bevor Robin es im Spiel gegen Martin noch mal richtig spannend machte und sich erst im fünften Satz bezwingen ließ. Damit stand der Finaleinzug des TTC Zuffenhausen III fest, wo, wir erinnern uns, bereits der TTC Zuffenhausen II wartete - und zwar als Pokalsieger des Vorjahres und mit insgesamt knapp 500 Q-TTR-Punkten mehr im Gepäck klarer Titelfavorit.

Da man bei diesem Turnier die Position der einzelnen Spieler frei wählen konnte, statt nach Spielstärke setzen zu müssen, waren schon die Mannschaftsaufstellungen spannend. Dem TTC Zuffenhausen II standen ebenfalls vier Spieler zur Verfügung: Michael Bortolamedi, Jianqing Cai, Simon Brunner und Patrice Gairing. Damit niemand einen unsportlichen Vorteil haben würde, einigte man sich darauf, die Spielaufstellungen gleichzeitig zu präsentieren. Die der zweiten Mannschaft stand relativ schnell fest, während bei der dritten umfangreich taktiert wurde. Besonders Marius war in seinem Element: Erfolgschancen der einzelnen potenziellen Begegnungen wurden erörtert, Bilanzen und Statistiken angeführt, über die Aufstellung des Gegners spekuliert (Und darüber, was der wohl dächte, wie wir wohl aufstellen würden. Und darüber, was die dächten, was wir dächten, was die dächten. Und, und, und), über „sichere“ Punkte und „aussichtslose“ Duelle gestritten, bis man zu dem durchaus vernünftigen Konsens kam, doch genauso wie bisher aufzustellen - da wir es so ins Finale geschafft hatten, konnte das nicht so verkehrt gewesen sein.

Nachdem wir unsere Aufstellung abgegeben hatten und die Paarungen Cai-Marius, Simon-Martin, Michael-Ralf, Simon/Patrice-Martin/Marius, Cai-Martin, Michael-Marius und Simon-Ralf feststanden, frohlockte Marius („Wenn nicht in der Konstellation, wie denn dann?“). Und sofort wurden die neuen Erkenntnisse in die bisherigen strategischen Überlegungen integriert. Das Doppel: sicherer Punkt (mutig, mutig). Cai-Marius und Michael-Marius: mindestens ein Punkt (selbstbewusst). Cai-Martin: sicherer Punkt (die Trainingsspiele sprachen klar dafür, aber auch unser ehrgeiziger Cai hatte strategische Überlegungen angestellt und deutlich prägnanter formuliert: POKAL!). Simon-Martin: Punkt (höchst optimistisch). Damit hätten wir die erforderlichen vier Punkte zusammen und mussten sie nur noch machen. Und durften auch keinen davon liegenlassen, denn ein Punktgewinn in den verbleibenden Begegnungen wäre, bei realistischer Betrachtung, eine echte Sensation und damit entsprechend unwahrscheinlich. Andererseits - man weiß ja nie ...

Ein Wort noch zu den Rahmenbedingungen: Als „Underdog“ lagen die Sympathien der zahlreichen Zuschauer natürlich klar bei uns. Wo für den Applaus bei spektakulären Punkten des Gegners die Mannschaftskameraden zuständig waren (sprich: ein bis zwei einsame Klatschende), hatten wir gefühlt hundert Sympathisanten auf unserer Seite, die uns anfeuerten und mit uns mitfieberten. Ein keineswegs zu unterschätzender Vorteil ... und ein großes Dankeschön für die tolle Unterstützung!

Die ersten beiden Einzel waren gleich richtig schwer: Marius geriet sogleich gegen Cai in Rückstand, konnte die nächsten zwei Sätze für sich entscheiden, bevor sich Cai entschlossen ins Spiel zurückkämpfte, am Ende des vierten Satzes die besseren Nerven zeigte und erneut ausglich. Doch Marius kannte seinen Gegner aus zahllosen Trainingsspielen genau, riskierte noch mehr und wurde am Ende belohnt. 3:2 und der erste Punkt für uns.

Im zweiten Einzel dagegen sah es schlecht aus: Schon im Training war Martin gegen Simon chancenlos geblieben und fand auch diesmal gleich im ersten Satz kein Mittel gegen die gnadenlosen Offensiven seines Gegners. Der zweite Satz war ausgeglichen, ging mit 15:13 aber ebenfalls an Simon. Und da der Punkt in diesem Duell ja ebenfalls fest eingeplant war, drohte Marius' Erfolgsplan schon frühzeitig zu scheitern. Doch einen Pfeil hatten wir noch im Köcher, einen Joker noch nicht gespielt: In der Satzpause griff ein Eberhard ins Geschehen ein. Selbst einst Spieler der dritten Herrenmannschaft, konnte er dem Geschehen nicht länger tatenlos zusehen und ernannte sich kurzerhand selbst zum Coach „seines“ Teams. Er ermutigte Martin mit Nachdruck, selbst zum Angriff überzugehen („Mach was, sonst wird das nix!“) und fungierte zugleich für den Rest der Begegnung als unser Glücksbringer. Und so kämpfte sich Martin zurück ins Spiel und entschied den dritten und vierten Satz knapp für sich, ließ sich auch im Entscheidungssatz trotz mehrerer Rückstände nicht abschütteln und sicherte sich schließlich glücklich in der Verlängerung den Sieg. Puh!

Im dritten Einzel zeigte Ralf eine tolle Leistung, konnte Michaels Sieg aber nicht wirklich gefährden. Somit musste der nächste Punkt im Doppel her. Auch dieses Spiel ging über die volle Distanz; die spielerischen Vorteile lagen naturgemäß bei den Spielern der zweiten Mannschaft, während in der dritten das jüngst intensiv geübte Zusammenspiel besser funktionierte. Nach vier umkämpften Sätzen kamen wir besser in den Entscheidungssatz, ließen uns den anfangs erspielten Vorsprung nicht mehr nehmen und schnappten uns Punkt Nummer 3. Fehlte also nur noch einer ...

Das nächste Einzel Martin gegen Cai verlief zunächst unspektakulär. Man kannte gegenseitig seine Stärken und Schwächen, spielte vorsichtig und die ersten beiden Sätze gingen nicht allzu knapp, aber auch nicht allzu deutlich an uns. Doch wir erinnern uns: Cai hatte ein klares Ziel („POKAL!“) und hier würde die Entscheidung fallen. Er warf noch mal alles in die Partie, drehte das Ding und holte sich mit 11:3 seinen ersten Satz. Das machte Eindruck: Bei Martins Spiel passte nichts mehr zusammen, so dass es auch im vierten Satz rasch verdient 8:2 für den flinken Penholder-Spieler stand. Auch dass sich unser Glücksbringer inzwischen verabschiedet hatte, war kein gutes Zeichen ... Eine taktische Umstellung war dringend angeraten. Und so warf Martin sein Erfolgsrezept aus dem vorigen Einzel komplett über Bord, beschränkte sich ausschließlich auf die Abwehr und kämpfte sich bis auf 8:7 heran, bevor (wir würden es gerne verschweigen) ausgerechnet ein Aufschlagfehler die Aufholjagd stoppte und Cai bis auf zwei Punkte an den wichtigen, möglicherweise gar turnierentscheidenden, Satzgewinn heranbrachte. Doch es sollte anders kommen, Martin rettete sich in die Verlängerung und konnte mit seinem dritten Matchball sich das Spiel und seiner Mannschaft den Pokal sichern. Das Gesamtergebnis liest sich somit mit klaren 4:1 Punkten, aber etwas weniger klaren 12:11 Sätzen, für Zuffenhausen III. Und somit bleibt nur noch die Frage offen, ob man in dieser kuriosen Konstellation von einer „Titelverteidigung“ sprechen kann.



Der Abend endete mit einem großartigen Jubiläumsfest auf der Schlotwiese, an dem zu unserer Freude fast alle der knapp einhundert Turnierteilnehmer trotz teils sehr langer Anfahrtswege teilnahmen, außerdem natürlich zahlreiche weitere Vereinsmitglieder. Auch hier wurden wir von unserem Vereinsgründer und Abteilungsleiter sowie zahlreichen weiteren Helfern kulinarisch verwöhnt und durch das kurzweilige, einfallsreiche Abendprogramm bestens unterhalten. Ein schöner Abschluss eines tollen Tags!

Martin Gubisch


Endergebnis des 47. Pokalturniers

A-Pokal

Gruppe 1:                            Gruppe 2:
1. TSV Katzwang 1                    1. TTC Stein
2. TTC 1                                  2. TTC Ergenzingen
3. TV Derendingen                    3. TTC München-Neuhausen 1
4. TTC Emmendingen 1              4. TSV Günterfürst 1

Sieger: TTC Stein
Zweiter: TSV Katzwang 1
Dritter. TTC 1


B-Pokal

    Gruppe 1:                            Gruppe 2:
1. TTC 2                            1. TTC 3
2. TV Zazenhausen              2. TTC München-Neuhausen 2
3. TTC Emmendingen 2
4. TSV Günterfürst 2

Sieger: TTC 3
Zweiter: TTC 2
Dritter. TV Zazenhausen


        Damenpokal

Sieger: TSV Stuttgart-Münster
Zweiter: TSV Katzwang

Jürgen Hettich