2018 führte uns der traditionelle TTC-Ausflug nach Lyon und er war erneut von Sprüchen und Anekdoten begleitet, die berichtenswert sind.
Das fängt schon mit der Besetzung des Busses, der wieder unter gekonnter Führung unseres bewährten Busfahrers Manfred stand, an. Diese spiegelt nämlich eindeutig die demografische Entwicklung in unserer Gesellschaft wieder. Während früher, also als wir uns alle nicht nur jung fühlten, sondern dies auch waren, zu Beginn des Ausflugs der Run auf die hinteren Sitzreihen losging, sind nunmehr die vorderen Reihen schnell vollständig gefüllt, während sich hinten neben den tatsächlich Jungen nur noch vereinzelte, auf jung Machende wie der Intimredakteur (und zeitweise der Reise- und Abteilungsleiter) finden lassen.
Dies wäre also eine gute Gelegenheit für unsere noch jüngeren, in den Tischtennismannschaften sehr aktiven Spielerinnen und vor allem Spieler, nächstes Jahr diese Runde einmal so richtig aufzumischen!!
Auf der Hinfahrt merkte man gleich, dass Schwaben unterwegs waren, denn Reinhard Egeler, kurz Egon genannt, äußerte auf einer Raststätte in Baden: „Geht schon einmal auf’s WC, ich warte bis Frankreich, da kostet es nichts.“
Da kannte er allerdings die Franzosen schlecht. Diese sind nicht nur in Montbéliard, wo wir einen Zwischenhalt machten und das jahrhundertelang als „Mömpelgard“ eine Filiale von Stuttgart war, offenbar schwäbischer, als wir denken. Auf einer französischen Raststätte stand nämlich groß angeschrieben: „Freier Eintritt“ für eine dort befindliche Ausstellung. Als Egon und ich diese dann besuchen wollten, standen wir aber vor verschlossener Tür und der Aufschrift: „Ausstellung geschlossen“.
Dafür sind viele Schwaben französischer als man denkt. Zum traditionellen Sektfrühstück im Bus hatte nämlich „Elli“, also Klaus Ellsäßer, einen Champagner mitgebracht, den er mit den Worten ausschenkte: „Woisch, der muss au mal weg.“
Unser Präsident und Reiseleiter betätigte sich auch dieses Jahr wieder in altbekannter Manier.
So bezeichnete er beispielsweise Helge, den er ohnehin nur „der Daggy“ nennt, als Hercules des TTC wegen seiner tatkräftigen Unterstützung, wenn es wieder einmal ans Tragen geht.
Auch das Demokratieverständnis ist bei einem, der jedes Jahr mit 100%-iger Mehrheit, um nicht zu sagen mit SED-Mehrheit wiedergewählt wird, eindeutig. Als er im Bus für die Lösung „A“ oder „B“ abstimmen ließ, verkündete er als Ergebnis: „B hat die Mehrheit, also machen wir A“.
Auch Christof Pfisterer, der auf seinem Bauernhof unabkömmlich war und wie üblich durch seine charmante Gattin und ehemalige Faschingsprinzessin Gudrun vertreten wurde, ließ er heimlich teilnehmen, indem er in einem seiner allseits beliebten, historischen Vorträge davon sprach, das Ereignis sei „52 vor Christof“ gewesen.
Nicht einmal seine politische Gesinnung verbarg er, denn bei dieser Gelegenheit sprach er auch von Karl dem Grünen, statt dem Kühnen.
Allerdings zeigte unser Reiseleiter nicht nur seine Weltoffenheit, sondern auch seine Empfindlichkeit, denn als Hansi Tannert ihn kurzerhand als „Fettsack“ bezeichnete, drohte er ihm an, mit dem Zug nach Hause fahren zu müssen. Als er sich dann nach einer gewissen Zeit wieder beruhigt hatte, kam es dann aber doch nicht zum Äußersten.
Hinter vorgehaltener Hand wurde bereits diskutiert, ob und wie es einmal ohne unseren Präsidenten weitergehen könnte.
Da wir in Lyon auf zwei Hotels verteilt waren, musste Tochter Eva die Gruppe in einem dieser Hotels einchecken. Als der Intimredakteur beobachten konnte, wie gekonnt und routiniert sie dies bewältigte, fragte er einen anonym bleiben wollenden Mitreisenden, ob hier wohl schon die Nachfolge eingeleitet werde. Dessen Antwort war: „Naja, viel Auswahl hat er ja nicht.“
Am Ankunftsabend in Lyon speisten wir dann in einem vorzüglichen Sterne-Restaurant und förderten dort die deutsch-französische Freundschaft so, wie es wohl Adenauer, De Gaulle, Macron und Merkel nicht gemeinsam hinbekommen würden. Als Dank für das vorzügliche Essen schmetterten wir nämlich, unter nur der Vollständigkeit halber zu erwähnender musikalischer Leitung des Intimredakteurs, die französische Nationalhymne „Marseillaise“ gemeinsam mit weiteren Gästen aus ganz Europa. Dies offenbar so gekonnt, dass die gesamte Küchenbrigade und das Service-Personal nicht nur mit der Hand auf dem Herz mitsangen, sondern aus glühenden Augen auch vereinzelt Tränen flossen.
Bei Gesang fällt mir gerade ein, dass unsere zum Abschluss jeder Jahreshauptversammlung gemeinsam gesungene, schwäbische Nationalhymne einen grandiosen Erfolg verzeichnen konnte. In der beliebten SWR 1- Hitparade erreichte das Lied „Preisend mit viel schönen Reden“ nämlich unter mehr als 1000 Hits den Rang 52. Ich würde daher vorschlagen, dass wir diesen Erfolgshit bei der nächsten Versammlung im Stehen und mit der Hand auf dem Herz absingen.
Zum Abschluss noch zwei weitere Ratschläge.
Wolfram „Wolle“ Reiner bezieht neuerdings seine Zeitung nur noch in digitaler Form. Den entscheidenden Vorteil, dass man schon am Vorabend die Ausgabe vom nächsten Tag lesen kann, beschreibt er so: „Da woisch du am Abend scho, wo du am nächste Tag zur Leich‘ hin musch.“
Da es unsere bereits eingangs erwähnte, jüngere Generation der Digital Natives mit der Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht mehr so genau nimmt, abschließend ein Beispiel, dass es für die Bedeutung eines Satzes sehr auf die Zeichensetzung ankommt. Je nachdem, wie man das Komma setzt, kann man einem Schwaben zum Genuss seines Vierteles unterschiedliche Ratschläge geben:
Entweder: „Schloatze muasch, net saufa“ oder: „Schloatze muasch net, saufa.“
In diesem Sinne alles Gute für das neue Jahr
wünscht der Intimredakteur
Jürgen Hettich