TV89 Zuffenhausen I - FC Stuttgart-Cannstatt I 5:3 (1:2)
Diese furchtbare Trikot Kombination ist ja allein schon ein Statement im nächsten Spielbericht wert (Volker Krämer)Es war ein ganz normaler Fußball Nachmittag auf der Schlotwiese. Keine Einlaufsmukke und keine nach Torerfolg. Rasen: gesperrt! Der TV 89 begann auf dem Hartplatz verhalten. Parallelen zum Spiel in Weilimdorf taten sich auf. Bei dem fand man in erster Hälfte ja auch nicht so recht ins Spiel. Die gegnerische Mannschaft war spritziger, agiler, aggressiver und immer den sogenannten Tick schneller am Ball. Völlig verdient trafen sie denn auch zum 0 : 1 und zum 0 : 2. Beide Tore allerdings aus einer Standardsituation heraus erzielt! Die Spieler des FC Stuttgart freuten sich immer wieder über die Möglichkeit, kurz vor der Strafraumgrenze gefoult zu werden. Da waren die einfach clever und wir nicht. Ob der anschließende Elfmeter gegen den TV geschunden war? Egal: Nach erfolgreicher Fußabwehr von Torwart A. Grantsanlis wendete sich das Blatt. Immer besser kamen die in schwarz-gelb-blau-weiß spielenden 89' er mit Ball, Platz und Gegner zurecht. Nicht nur der erkämpfte Anschlusstreffer zum 1 : 2 Cem Tec (35. Min) sollte das belegen. Auch die Chancen vor dem gegnerischen Tor häuften sich und der Ausgleich lag in der feuchtkalten Luft.
Düstere graue Regenwolken zogen auf, das Flutlicht wurde eingeschaltet und ein echter Stuttgarter Sprühregen begann. Trainer Bernd Häcker muss ihnen kräftig die Leviten gelesen haben (im Mittelalter wurde das 26. Kapitel des 3. Buches Mose, Levitikus häufig als Grundlage für christliche Strafpredigten eingesetzt). Die Jungs vom TV kamen aus der Kabine zurück: immer noch ohne Musik. Die brauchten sie aber auch nicht. Sie spielten ihre eigene Weise. Wurde in erster Hälfte noch Foxtrott getanzt, so gab es jetzt Speed Metal. Ruck Zuck folgte der Ausgleich durch den Spieler des Spiels Cem Tek (47.) und nach schöner Kombination gar das 3 : 2 Cem Tek (52. Min). Nach diesem Doppelschlag schwang die Heimmannschaft das Zepter.
Es folgte gar das 4 : 2 und es wäre jetzt tatsächlich an der Zeit gewesen, Ruhe ins Spiel zu bringen. Aber wilde Emotionen, viele Nicklichkeiten, Fouls und körperbetonte Zweikämpfe nahmen drastisch zu. Für den Schiedsrichter war es in dieser Phase nicht immer leicht, den Überblick zu behalten, dennoch machte er seine Sache gut. Es war über weite Strecken ein hochklassiges A Klasse Spiel mit viel Tempo und Chancen auf beiden Seiten. Zehn Minuten vor Abpfiff wurde unser Torwart mit Ball ins eigene Tor gedrängt. Hier würde ich gerne mal die Wiederholung sehen. Ganz gleich: nur noch 4 : 3 und der Gegner entlockte dem Schiri eine wohl berechtigte rote Karte für unseren Verteidiger D. Scharpfenecker. Wir machten uns das Leben selber schwer in der Folgezeit.
Alles brodelte, kochte und schrie was das Zeug hält, wie ein Dampfkochkessel kurz vor der Explosion. TV Trainer Bernd Häcker schrie "Ruhe", was seine Stimmbänder hielten, die Zuschauer am Rande schrien "Ruhe, seid doch ruhig!" Die Spieler, die vor lauter "Ruhe" Geschreie ihrerseits zum Spielfeldrand schauten, baten um Ruhe. Es war die bombastischste Forderung nach Ruhe seit den Posaunen von Jericho. (Josua, Kap. 6).
Bis zur 89. Min entsprang aus der Mitte ein Stuss. Aber dann gelang Dennis Schrenk dieser Happy End Kunstschuss kurz vor Kurzschluss. Aus ca. 60 Metern schlug er den Ball in Richtung gegnerisches Tor. Der Torwart, eher in der Vorwärtsbewegung, bemerkte zwar dass dieser Ball gefährlich werden könnte, aber bis er der absteigenden Sinuskurve des Balls richtig Einhalt bieten konnte, hatte dieser sich bereits in die lachenden Maschen versenkt. Prost.