TV 89 Zuffenhausen - Hilalspor Stuttgart 1989 3 : 0
"Wat is'n eigentlich 'ne Dampfmaschin'? Nu, da stellen wir uns mal janz domm. Dann stellen wir uns n großen schwarzen leeren Raum mit zwei Löchern vor. In dat eine Loch kommt der Dampf rein und zum anderen Loch kommen wir später. (Aus der Feuerzangenbowle)
Nu, da kommen wir ganz entspannt zum TV, wie wenn mal eben noch kurz an der Tanke vorbei springt, um sich vor dem Spiel ein Red Bull zu kaufen. Da stellt man sich auf ein munteres Torfestival ein, ganz klar, wir sind nicht die Spieler, wir sind die Zuschauer, wir dürfen das nämlich. Uns kann der Trainer nicht sagen: “Hey, da müsst ihr gewaltig aufpassen heute, das ist nicht mehr der Gegner aus der Hinrunde, sämtliche Spieler sind neu verpflichtet mit Ausnahme des Torwartes.” Wir haben uns die Tabelle angesehen. Wir sind Zweiter, die sind Vorletzter. Was kann passieren? – Hm, ja was eigentlich? Unsere haben doch einen Lauf, wer will die stoppen? Nach der kurzen Abtastphase Nummer 1 geht Yürük mal eben links durch, bis auf die Grundlinie und legt das Leder zurück in den Strafraum. Albrecht kann mit dem Ball leider nicht viel anfangen. (4.) Der Druck der Heimelf auf das gegnerische Tor bleibt jetzt mal eben konstant hoch, aber es ergeben sich noch keine zwingenden Chancen. Hilalspor findet sich mittlerweile auch auf dem Rasen zurecht und erkämpft einen ersten Eckball. (10.) Mehr aber nicht. D. Gäng bringt einen Freistoß aus 35 m flach in den Strafraum, Biljeskovski macht einen halbgefährlichen Abschluss daraus. (16.) Dann dribbelt die Dribbelmaschine Albrecht drei mal in Folge die Abwehr der Gäste zu Drehwurmstatisten. Einmal links, lässt zwei stehen, bis zur Grundlinie, nimmt ein auf, legt zurück, Mavinga knallt den Ball übers Tor (16.) Dann wieder links. Einer kommt, springt vorbei. Zwei wollen einschreiten. Albrecht und Ball mitten durch, lässt drei, vier stehen und - wieder nix. Die Reise endet vor dem Keeper. (18.) Dazwischen eine erste Torchance für Hilalspor beinah. Im Gegenzug Albrecht mal über rechts, in den Strafraum, lässt einen stehen, sieht dann Gäng. Und dann Peng. 1 : 0 (20.) na endlich. Dann gibt's Kleinklein. Zehn Minuten. Bis Trainer Häcker schreit: “Hört auf mit dem Kleinklein.” Eine Flanke, die keine ist. Albrecht spekuliert, hat Glück, der Ball geht durch, beide allein auf das Tor und kommen, oh Wunder, nach ein bis zwei Dribblings nur, zum Abschluss. Schade, da war wieder ein Fuß dazwischen. (31.) Auf der Gegenseite gibt es ein kleines, ziemlich ungeschicktes Foul. Der gegnerische Zehner, der direkt mindestens von Galatasaray kommen muss, wenn nicht sogar schon mit 100 Länderspielen auf dem Buckel, aber mindestens, sage ich euch, also dieser sagenumworbene Zehner, der aus dem Heldenepos des osmanischen Reiches entsprungen sein muss, legt sich den Ball mit einer gefährlichen Ruhe. so zwei Meter weg von der Strafraumgrenze, mittig, mit freier Sicht bis zum Bodensee - also so etwas von eiskalt, das habe ich überhaupt noch nicht gesehen – wenn der nicht trifft, na dann weiß ich auch nicht. Ein Blick, ein Schuss, ein wirklich guter sogar, rechts in den Winkel, ja wenn nicht Meisterschützen - Freistoßtöter Grantsanlis herrlicher hechten könnte, als es der Kaiser von Konstantinopel erlauben würde. Bis zur Halbzeit wieder Kleinklein. Man kann nicht ständig Feiertag haben, Trainer, man muss auch mal die Spülmaschine zwischendurch ausräumen. Der gegnerische Trainer muss den Seinen versucht haben, die Dampfmaschine zu erklären. Zumindest hat er durch das eine Loch mal Dampf reingelassen. Was hab ich euch im Training gesagt? Lasst euch leichter fallen. Denkt an Fallobst. Nehmt den Rhythmus raus aus dem Spiel und so weiter. Bis zum anderen Loch wird er nicht mehr gekommen sein, denn die ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff spielt Hilaspor plötzlich, wie wenn sie Mikado Stangen auf dem TV Crash Test Dummies Gelände wären. Amtmann, Badaro und Schrenk sind aber auch kompromisslos gut und fest. Kein Spielfluss kommt mehr auf. Was ist denn jetzt bloß los? Mavinga setzt dem Spuk ein Ende. Er schnappt sich die Kugel am Mittelkreis, umkurvt der Gäste Dreie, spielt Doppelpass mit Gäng, steht im Strafraum und lupft das Leder aus vollem Laufe über den herauseilenden Torwart. 2 : 0 (55.) Beim Hintern des Propheten*, nun rollt die Angriffslawine wieder. Schrenk schießt über 60 Meter bis in den gegnerischen Strafraum. Yürük behauptet den Ball mit gekonnter Balance. Der wachsame Tormann kommt heraus und bleibt doch nur Statist, denn der Ball nimmt den Bogen so, wie es Künstler Yürük wollte, so dass er ihn anschließend mit feiner Picke gemütlich ins Tor einnetzen kann nämlich. (58.) Schaut zu und lernt, möchte man sagen. Trainer Häcker schont dann bereits seine Spitzenkräfte und nimmt nacheinander Mavinga, Yürük und Biljeskovic heraus. (60., 61. und 62.) Okay, da lenkt Grantsanlis noch einen Knaller an die Latte, das kann man auch mal erwarten von so einem Spitzentorwart . Und ein Schuss der Gegner geht anschließend an den Pfosten. Na und? Sonst brennt nix mehr an. Am Dienstag geht es im Pokal gegen die New York Globetrotters oder so ähnlich. Schaun mer mal,...
Der TV 89 spielte mit Grantsanlis – Badaro, S. Amtmann, Schrenk, Schmidt – Köhler, Biljeskovic (Beerweiler), D.Gäng – Albrecht, Mavinga (Shammak), Yürük (Prechter)
* = Ach, übrigens, Propheten gab und gibt es viele und die Meisten wären sicherlich nicht beleidigt, falls jemand ihren Hintern erwähnte...