TV 89 Zuffenhausen I  -  TSV Weilimdorf II   4  :  0   


Man hetzt die Leute auf mit Tatsachen, die nicht der Wahrheit entsprechen. (Olaf Thon)

Schlotwiese, Zuffenhausen. Die Heimmannschaft überzeugt erneut in einem Spiel in dem Verzweiflung und Unglück brüderlich den Stempel des Schicksals auf das Papier der Unfassbarkeit wimmen. Warum muss es bei einem Spiel schlimme Verletzungen geben? Warum darf ein Spieler, nach dem er drei Tore schoss, sich nicht feiern lassen? Pech, könnte man meinen, so wie wenn man den Zug verpasst, weil irgendjemand einem ein Beinchen stellt und der Koffer aufspringt und dabei die Flasche 76er Spätlese zu Bruch geht. Maxi Eisentraut, wir wünschen dir vom Herzen eine schnelle Genesung. Deine Kameraden denken an dich und hoffen für dich, dass alles gut verläuft. Kraft und alles Gute für dich.

Gleich nach Spielanpfiff macht der TV 89 da weiter, wo er gegen Feuerbach aufgehört hatte. Albrecht prescht in den Strafraum, kriegt den Ball, sucht sich die Ecke aus. 1 : 0. Nein, doch nicht. Der Schiedsrichter entscheidet aus unerklärlichen Gründen auf Abseits. Der Gegner kommt durch eine Konzentrationsschwäche unsererseits zwei Minuten später zu einer kleinen Torchance. Aber ansonsten ist die Dreierkette wieder wachsam und sicher. Der TV bestimmt auch im Mittelfeld das Spielgeschehen. Und vorne, ja da rackern die jungen Albrecht und Mavinga sich die Lunge aus dem Hals. Immer wieder erobern sie einen Ball, spielen überfallartig nach vorne, nutzen ihre Spritzigkeit und ihre Technik, um die gegnerischen Reihen durcheinander zu wirbeln. Mit dem Fuß auf Kopfhöhe passt Albrecht in den freien Raum vor das Tor, wo der pfeilschnelle Mavinga lauert und in seiner typischen Art, die Flutsche erläuft und versenkt. 1 : 0 (8.)

Weilimdorf kommt erst 10 Minuten später wieder zu einer Torchance nach einem Eckstoß. Aber alles safe. Da sind die Tor Möglichkeiten bei den Platzherren deutlicher und häufiger. Nein, wir weigern uns Parallelen zu ziehen zu irgendwelchen Matches vergangener Tage. Nicht hier und nicht heute lassen wir das zu! Gleichwohl ein 2 : 0 war schon des Öfteren fällig. Schmidt setzt sich links bis fast zur Eckfahne durch, flankt zurück auf Mavinga, der nimmt direkt – aber drüber. (20.) Schrenk passt zu Mavinga über 30 m, der spurtet sich an alle Gegner vorbei bis fast zum Tor. Der mitgewetzte Albrecht erreicht dessen Querpass nicht, da der Ball wohl auch ein kleiner Torschuss gewesen sein möchte. (25.)

Dann Albrecht auf und davon allein auf Tor und Hüter. Knapp rechts vorbei. (29.) Der TV macht weiter Druck. Weilimdorf wehrt sich. Einen Fernschuss kann der aufmerksame Keeper Grantsanlis über die Querlatte hieven. (40.) Dann setzt sich auf der anderen Seite wieder einmal mehr Albrecht durch, will spielen, knickt um - der erste Schock für den TV - nichts geht mehr für Albrecht – für ihn kommt Eisentraut. (42.) Und wie!

Mavinga hebt die Pille gefühlvoll über die Abwehr zum gerade eingewechselten Stürmer, der erfasst schneller als die TSV Defensive die Situation. Ein, zwei Schritte und mit Ball und Coolness ist er allein vorm Torwart. Der erkennt schon im Fluge, dass es bimmelt. Auch Jokertore zählen einfach. Leider. 2 : 0 (44.) So geht es in die Kabinen. Die gute Musik besorgt uns DJ Uwe. Ob  in der Pause, beim Spielereinlauf oder bei Toren – es erschallen fetzige Hertz und satte Bässe.

Nach dem Seitenwechsel hat es fast den Anschein, als ob der TV einen Gang zurück schaltet, so wie die Achterbahn gar nicht so schnell ist, wenn man sie zum drölften Male hintereinander fährt. Tatsächlich mühen sich beide Mannschaften redlich, neutralisieren sich gar teilweise und doch sind die 89-er näher am 3 : 0 als die Gäste beim Anschlusstreffer. Nach über einer Stunde schlägt endlich wieder ein Angriff durch. Mavinga sieht Eisentraut. Eisentraut trifft. 0 : 3 (71.) Na, bitte, die Entscheidung.

Eine weitere Einwechslung. Schmidt geht mit Applause. Weiss kommt und schreitet mit wohliger Wonne den Weg zur weiteren Siegesprämie. Die Wetten laufen. Wie lange braucht er heute bis zur gelben Karte? (73.) Zwei Minuten später. Freistoß für Weilimdorf - knapp vorbei ist auch daneben. Unser lieber A – Jugend Spieler Martin Mataija kommt für Yürük, der eine klasse Partie spielte. Wir erleben Ballstaffetten. Weiss, der mit der Hacke klasse zurücklegt auf Cem, der donnert das Leder mit Tempo 180 auf das Tor. Der Weilimdorfer Schlussmann kann parieren. (77.)  Weiss erhält Applause für seine gelbe Karte. 0:05.23.4 zeigt meine Stoppuhr. Etwas später macht Weiss die Vorarbeit zu einem weiteren Treffer. Ein genialer Pass diagonal über den Platz zu Tek geschlagen, der weiter quer zu Eisentraut, Eisentraut schließt zu einem Hattrick ab. 4 : 0 (82.) In der Folgezeit gibt es gelb – rot für einen Weilimdorfer und die nächste Chance für Mavinga. Doch die Kugel verspringt und fliegt am gegnerischen Kasten vorbei.

Ein paar Minuten vor Spielende kommt der Ball wieder zu Eisentraut an den Torraum. Dort stösst der Weilimdorfer Schlussmann unbesonnen mit Eisentraut zusammen und fügt ihm dabei eine dermaßen schwere Verletzung zu, dass nur noch der Notarzt helfen kann. Ein klares Dunkelrot zeigt der Schiedsrichter. Spieler und Zuschauer sind gleichermaßen geschockt über diese rüde Tätlichkeit. Die Partie wird nicht wieder angepfiffen.

Das Trainerteam Häcker / Malletschek saß noch eine halbe Stunde nach Spielende einsam auf der Bank. Es wurde dabei möglicherweise nicht nur festgestellt, dass jetzt noch zwei weitere Stammspieler ausfallen werden, sondern sicherlich auch, wie unwichtig manchmal Fußball werden kann, wenn es um die Gesundheit und das Leben an und für sich geht. Leid, Leiden und Freud oder Freundschaft liegen ganz nah beisammen, verlaufen parallel und treffen sich in der Unendlichkeit. Fußball, auch die herrlichste Nebensächlichkeit der Welt genannt, ist für manche gar der Ersatz für Kirche und Glaube. Der einzige ernsthafte Verfolger des Tabellenersten ASV Botnang gab sich keine Blöße, doch teuer erkaufte Punkte sind das. Wie geht es weiter? Am kommenden Samstag im Pokal kommt die Spvgg aus Feuerbach. Die schlagen wir auch noch mit unserer zweiten Garnitur. Das sind wir Eisentraut schuldig.

Der TV 89 spielte mit: Grantsanlis, Schrenk, C. Schmidt (Weiss), Scharpfenecker, Bardaro, Köhler, Yürük (Mataija), Tek, D. Gäng, Albrecht (Eisentraut), Mavinga

Nachtrag:
Mala sunt vicina bonis! -- Leid und Glück sind Nachbarn (Ovid)
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