TV89 Zuffenhausen – SG Stuttgart West 1:1 (0:0)
Schlotwiesenjungs wirken überlegen, verpassen aber die Führung, geraten deswegen selbst in Rückstand und müssen am Ende mit dem Unentschieden zufrieden sein.
Auch ohne Matthias Sammer hat die deutsche Mannschaft bewiesen, dass sie in der Lage ist, ihn zu ersetzen. (Marcel Reif)
14° C. Sonne, Wind und Wolken wechseln sich ab und der um 13.00 Uhr noch gesperrte Rasen wird in zwei Stunden vom Wetter bespielbar geföhnt. Volker Krämer ehrt vor dem Anpfiff diverse Spieler, die ihre Karriere beenden und Marco Scheel erhält die goldene Torjägerkanone.
Um 15.04 Uhr darf der Schiedsrichter die Partie anpfeifen. Die Blauen sind heute die Gäste und die Grauen das sind wir. Aha, denke ich, schöne Trikots, ob es was nützt?
Kunst und Wissenschaft stehen einander in der Gedankenentwicklung des Abendlandes etwa so diametral entgegen wie Spieler und Trainer. Nehmen wir jetzt noch den Berichteschreiber dazu, so ergibt sich folgende Komplexität. Der Trainer sieht den Spieler beim Training und der Berichteschreiber im Spiel. Der Spieler würde sich immer selber aufstellen. Wäre der Spieler ein Künstler, so wäre es schon recht, wobei Joseph Beuys ja jeden Menschen für einen Künstler hält und den künstlerischen Prozess meint, den jeder Mensch bei der Ausübung von Kunst durchläuft. Ich kann jetzt schreiben, das es oft eine große Kunst ist, wenn man den Ball ins Netz versenkt, oder wenn man als Trainer dann den Spieler einwechselt, der zum Joker wird. Ich will hier niemanden kränken, wie labile und sensible Pflänzchen ertränken, sie statt ins Wasser in eine Überschwemmung lenken. Lieber jetzt mal die Kamera aufs Spielfeld schwenken.
Sommerfußball? Ich meine ja. Der Trainer meint nein. Marco Scheel schießt an den Pfosten. Jetzt ganz neutral: Der schönste Spielzug über links mit Nico Garziella und Jakob Albrecht. Jakob flankt auf Josip Mataija, der frei vor dem Tor leicht überhastet abschließt. Das war es für mich aus Hälfte Eins. Dann spielt die SG einen Ball vor unser Tor, ein Konterbefreiungsschlag gewissermaßen, und die Gäste führen mit 0 : 1 (67.) – eigentlich so wie immer, wenn du vorne deine Chance nicht nutzt, pellt dir hinten einer eine Kartoffel. Mit der Einwechslung diverser Kräfte wurde das Spiel nicht schlechter, meint ein Zuschauer. Aber Kunst kann man entdecken. Exemplarisches Arbeiten ist schließlich ein Kernanliegen kompetenzorientierter Standards. Wie schieße ich unaufgeregt volley aufs Tor? Wie drücke ich den Kopfball mit der Stirn nach unten? Wie flanke ich vor das Tor auf einen freistehenden Mitspieler? Wozu Standards, wenn man auch so eine Entscheidung herbeiführen kann. Wir wuseln uns durch den gegnerischen Strafraum und irgendwie macht Marco Scheel das 1 : 1 (90.) Nur Marco ist nächste Saison nicht mehr da, tja! Hey, wo waren die Enttäuschungen? Hm, da spiele ich jetzt seit meiner Kindheit Fußball und muss feststellen, dass ich immer noch keine Ahnung davon habe. Heute spielt man mit einem 4 – 2 – 3 - 1 System und wir haben früher einfach Tore geschossen. Okay und die Entdeckung? Es ist die Entdeckung, dass Buttermilch doch keine Kraft gibt. Oder dass der Boden zu tief ist und der Ball extrem holprig daher kommt. Wie soll man denn da zielen? Halt doch mal still!
Der TV89 spielte mit: Phillipp – Garziella, Köhler, Yürük, Bardaro, - Shammak, Mavinga, Mataija (Eisentraut), Schneider (D. Gäng), Albrecht (Lindenmaier) - Scheel.