TV 89 Zuffenhausen - SV Bonlanden II  3 : 2 – Wille bezwingt System. Dritter Sieg in Folge gegen die Filderstädter Aufstiegsaspiranten. Im Rücken des Schiedsrichters verübt C. Mayer eine Tätlichkeit, die ungeahndet bleibt. Im Fußball gibt´s längst keine Geheimnisse mehr:

Heute kann der Trainer dem Verteidiger sagen, welches Rasierwasser der gegnerische Stürmer verwendet.(Otto Rehhagel)


Regen – schwül – 15° C. Der Sommer macht Pause, der Fußball nicht. Eigentlich ist es nass und der Rasen gehört geschont. Aber was macht das schon, wenn der TV 89 so hochkarätige Gäste empfängt? In14 Tagen zum nächsten Heimspiel wird Rasendoktor Werner Schönleber den Untergrund wieder aufgepäppelt haben.  Ein bisschen Verlust ist immer, dafür gibt es drei Punkte, doch von Vorn.

Der Gastverein aus Filderstadt hat Ambitionen. Das ist bekannt. Am ersten Spieltag bezwang man den VFL Stuttgart mit 7 : 0. Zuletzt stand die Bonländer Reserve in der Relegation zur Landesliga. Aufstieg dorthin ist das formulierte Ziel. Da backt der TV 89 kleinere Brötchen und will im verflixten zweiten Jahr Bezirksliga wieder möglichst schnell 40 Punkte sammeln, um mit einem möglichen Abstieg nichts zu tun zu bekommen.

Enes Korkmaz kommt bereits in der sechsten Minute zu einem Torschuss, den der Bonländer Keeper Ben Brenken nur mit beiden Fäusten entschärfen kann. Dennoch wirkt Bonlandens Spielaufbau reifer. Zuverlässig und Erfahren verrichten Sven Amtmann und Torsten Köhler ihre Arbeit.Der TV 89 hat wenig Anspielstationen von hinten raus.  Ein Ball geht verlustig und Torwart Angelos Grantsanlis als letzter in der Fehlerkette kann nicht klären. Zack, schon passiert, da steht es 0 : 1 für die Gäste (10.) Die Heimelf erkennt mit der Zeit besser das Spiel, so wie wenn man auch älter werden muss, um gewisse Zusammenhänge zu verstehen Nikos Baltsios zieht aus 16 m ab und trifft den Pfosten. Der Querschläger landet vor Maxi Eisentraut, der die Kugel so gekonnt trifft, dass einem Bonländer Abwehrspieler nichts anderes übrig bleibt, als der Laufbahn des Balles ins mögliche Aus eine Richtungsänderung ins eigene Netz zu verpassen. 1 : 1 (24.) Drei Minuten später sieht Eugen Weimer in seinem Flanken - Verhindern etwas unglücklich aus. Wie auch die gesamte Defensive, die wie paralysiert steht und mit den Augen der Flugbahn des noch abgeprallten Schusses folgt. Freistehend kann hinten am langen Pfosten ein Bonländer Stürmer zur erneuten Führung einköpfen. 1 : 2 (27.) Zehn Minuten darauf bewahrt Ange Grantsanlis seine Mannschaft vor einem höheren Rückstand. Mit einer Faust kann er einen gut platzierten Schuss zur Ecke abwehren. Kurz vor der Pause drängt dann jedoch die Heimmannschaft auf den Ausgleich. Eine hübsche Freistoß – Variante: Sergio Mavinga schiebt, anstatt auf das Tor zu schießen, das Leder auf den rechten Außenbahn Flitzer Marco Bardaro. Dessen Flanke geht an Freund und Feind oben vorbei neben den linken Pfosten. Nächster Angriff. Plötzlich setzt sich rechts im Strafraum Jakob Albrecht durch und kann nur noch mit einem Foul gestoppt werden. Marco Bardaro verwandelt den Elfmeter zum 2 : 2 Ausgleich (44.)

Aufgrund der riesigen Regenschirme bleibt dem Berichteschreiber in der zweiten Hälfte oftmals die freie Sicht verdeckt…

…und er kann nun etwas über das Geschehen abseits des Spielfeldes schreiben. Wir bedanken uns für die Stadionansage und Schiedsrichterbetreuung bei Christian Bauer. Wir danken auch Jochen Herberg, der so eine schöne überdachte Spielerauswechselbank gebaut hat. Schade für die Ergänzungsspieler und Trainer aus Bonlanden, die bei uns leider noch im Regen stehen. Bei uns schaffen nicht nur Fuß, sondern auch Herz und Hand. Und Eins nach dem Anderen. Wie bei der Filderkrauternte.

Im rutschigen zweiten Teil der Begegnung entwickelt sich der Regen zu einem Schauermärchen. Es gibt hüben wie drüben Chancen, aber der tiefe Rasen raubt den Ballathleten Grazie und Kraft. Die Torhüter fausten das glitschige Spielgerät denn lieber, als es zu fangen. Auch daraus entstehen zuweilen lustige und spannende Szenen.

Headcoach Bernd Häcker bringt spät erst frische Kräfte. Und wen für wen ist oftmals eine Sache des richtigen Riechers. Wenn er nun also heute den augenscheinlich verausgabten Sergio Mavinga drinnen lässt, dann wohl, dass dieser nochmals die Freistoßvariante aus der ersten Hälfte vorführen darf. Also tut er´s. Er täuscht so, als wolle er aus 24 m auf das Tor schießen, schiebt dann aber das Leder rechts raus in den Lauf des Marco Bardaro und dieser flankt dieses Mal flach in den Strafraum. Diar Shammak trifft mit seiner Hacke aus drei Metern zum entscheidenden 3 : 2 (80.)

Unschön dagegen anschließend folgende Attacke. Der Bonländer Christian Mayer soll im Rücken des Schiedsrichters mit dem Ellbogen Kapitän Torsten Köhler zu Boden geschlagen haben (88.) Ob aus Frust oder Dummheit – derartige Gewaltaktionen haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Dass dann beim TV 89 Einige auch nicht mehr diszipliniert sind, trübt die klare Freude der Emotionen. Fest steht, die Schlotwiesenjungs gewinnen drei Punkte. Es war ein ansonsten faires und spannendes Spiel. Der Teamgeist scheint erwacht und macht Appetit auf mehr.

Der TV 89 spielte mit Grantsanlis – Bardaro, S. Amtmann, Köhler, Weimer – Baltsios (Garziella), J. Albrecht (Mataija), Shammak, Mavinga - Korkmaz, Eisentraut (Prechter)

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