TSV Leinfelden – TV89 Zuffenhausen 1 : 4 - Sergio Mavinga mit Torriecher – Danni Scharpfenecker mit Köpfchen – Schiri mit Händchen
Man darf über ihn jetzt nicht das Knie brechen. (Rudi Völler)
11° C, Sonnenschein dringt durch Wolkenschichten, Flugzeuge auch. Aber andersrum. Wir befinden uns an der Startschneise auf den Fildern und an einem Kunstrasenplatz beim Sportzentrum Leinfelden.
Die Chaostheorie besagt, dass es prinzipiell unmöglich ist, eine Ursache ganz genau zu analysieren. Egal wie genau ein Ereignis bemessen wird, es bleibt immer ein Messfehler, da unsere Messverfahren nicht beliebig genau sein können. Man kann die Nasenlänge des Trainers messen, aber nicht dessen Ahnung. Ein Schmetterling kann mit den Flügeln schlagen, wie Nico Garziella, der zu spät zum Treffpunkt kommt und deshalb auf der Reservebank Platz nehmen darf, um einen Wirbelsturm auszulösen, der heute Sergio Mavinga heißt und der wie entfesselt aufspielt, um mit drei erzielten gültigen Toren zu den Topscorern der Liga aufzuschließen.
Anpfiff 15.09 Uhr. Wer hat welche Schuhe an? Wer hat welches Rezept? Die Leinfelder wollen das Spiel an sich reißen. Der TV89 aber auch. Und der Schiedsrichter will von Anfang an zeigen, dass er hier und heute nichts duldet, was nur tendenziell in Richtung Foul gehen könnte. Er pfeift kleinlich, aber genau. Die gefährlichsten Chancen ergeben sich aus dem Mittelkreis, wenn der Ball ruht und als Flanke hoch in den Strafraum geflankt werden kann. Die Leinfelder gewinnen ein paar Kopfballduelle, aber nur dann, wenn Danni Scharpfenecker nicht in der Nähe ist! Aus dieser eher ausgeglichenen Situation kommt es zu einem Tänzchen von Josip Mataija. Er wird plötzlich der Nutznießer beim ungenauen Spielaufbau des Gegners und kann sich die Kirsche 20 m vor dem Strafraum erspitzeln. Eine kleiner eins – zwei - Seitenschritt, dann der steile Pass in den Strafraum und in den Rücken der Leinfelder. Dorthin ist schon Diar Shammak gestartet und legt den Ball quer zum hinteren Pfosten. Pfeilschnell stößt Sergio Mavinga zu und trifft kontrolliert in die Maschen zum 0 : 1 (17.)
Aber die Heimmannschaft wäscht sich den Mund ab und krempelt die Ärmel hoch, so wie die Waldarbeiter nach dem ersten Vesper wieder Axt und Säge nehmen, um mit dem Bäumefällen weiter zu machen. Aus der Entfernung versucht es ein Leinfelder mit einem Schuss aufs Tor und hat Glück. Niemand greift an und Torwart Angelos Grantsanlis sieht den Ball zu spät 1 : 1 (27.)
Doch jetzt sind es die Schlotwiesenjungs, die wieder mehr dagegen halten und sich auf ihre kämpferischen Tugenden besinnen. Über die Tugend und die Prüfung singt der geflügelte Gott. Dann übernimmt endgültig das Spektakel die Führung. Marco Bardaro schickt rechts Maximilian Eisentraut, der sich heute wieder die Hacken wund rennt. Maxi schießt an das Außennetz. Eine der bisher besten Möglichkeiten der letzten zehn Minuten (41.)
Kurze Zeit später setzt sich über links Enes Korkmaz durch und knallt den Ball in den Torraum. Ich denke, dass an diese Kugel keiner dran kommt. Der Schlussmann jedenfalls nicht. Aber irgendwie wieder die Fußspitze Sergio Mavingas. 1 : 2 mit dem Pfiff zur Pause (45.) Sagenhaft.
Nach dem Seitenwechsel ist wie vor dem Seitenwechsel
Das Mittelfeld neutralisiert sich gegenseitig. Der Schiedsrichter weiterhin kleinlich aber fair. Ein paar gelbe Karten sorgen im Prinzip für Ruhe. Der TV89 vielleicht mit ein bisschen mehr Ballbesitz. Er beginnt dann sich nach einer gespielten Stunde immer häufiger in der gegnerischen Hälfte fest zu setzen. Aber zwingende Chancen? Fehlanzeige! Kommen die Gastgeber gelegentlich einmal durch, hält sie der Herr des Luftraumes auf. Dies ist nicht die Flugaufsicht vom Tower. Nein, dies ist Danni Scharpfenecker. Trotz seiner Schulterprobleme, blockt er alles mit Kopf und Köpfchen.
Vorne schießt Sergio sein drittes Tor. Der Schiri entscheidet auf Abseits (68.) Einen Freistoß Sergio Mavingas aus 24 m kann der Leinfelder Keeper zur Ecke klären. (70.) Der TV89 nimmt immer mehr das Heft in die Hand. Lauert Leinfelden auf eine Konterchance oder sind sie schon platt? Ein Seitfallrückzieher Sergio Mavingas nach Vorlage von Marco Bardaro beantwortet zwei Minuten später diese schicksalshafte Frage. Der Schuss geht ins linke Eck zum 1 : 3 (73.) In der Folgezeit haben die Schlotwiesenjungs mehrere Chancen, um das Ergebnis noch um einiges höher zu schrauben. Die Körpersprache der Gastgeber zeigt hängende Flügel, wie bei frisch geschlüpften Küken und ist deutlich zu verstehen. Doch nur noch dem Abwehrrecken Danni Scharpfenecker ist es vergönnt nach Freistoß von Volker Braun ein Kopfballtor aus zwei Metern zu erzielen 1 : 4 (80.)
Der Referee hatte heute das richtige Händchen. Keiner ging mit rot oder gelb – rot. Sehr gut heute. Diar Shammak und Dirigent Niko Balsios. Sonderlob für Sergio Mavinga und Danni Scharpfenecker. Stark das ganze Team. Wenn wir so unberechenbar für unsere Gegner sind und auch so mutig wie gegen Münster, kann Kalcio ketrost kommen.
Der TV spielte mit Grantsannlis – Bardaro, Scharpfenecker, Schmidt, Weimer – Baltsios, Shammak (Biljeskovic), Mataija (Köhler) Mavinga - Korkmaz, Eisentraut (Braun)