SV Bonlanden II – TV89 Zuffenhausen 3 : 2 (1 : 0) – Der Schiri entscheidet - zur Not auch das Spiel.

Bei so einem Spiel muss man die Hosen runterlassen und sein wahres Gesicht zeigen (Alexander Strehmel)

Bild 1:
Die Wintersonne steht tief. Die Gegengerade wird geblendet, auf der Haupttribühne holen sich im Schatten bei 5° C die Unentwegten Frostbeulen an den Hühneraugen. Die mitgereisten Fans lassen sich heute zählen: 6 Männer, drei Frauen – der Kunstrasen glitzert geheimnisvoll in vorweihnachtlicher Stimmung. Auf dem Platz machen sich Gastgeber und Schlotwiesenjungs warm.

Bild 2:
Das Spiel beginnt. Der TV89 steht kompakt, wie man kompakter nicht stehen kann. Ungefähr so kompakt, wie wenn man alle Flüssigkeiten ablässt, die verwertbaren Teile entnimmt und dann das Fahrzeug mithilfe einer Presse zu einem kleinen, platzsparenden Würfel formt. So fällt auch der Sturm diesem Kompaktgedanken zum Opfer. Es gibt nur noch ein Mittelfeld. Ein kompaktes 4 – 6 System also mit drei echten und drei falschen Sechsern. Manchmal weiß man nicht, wer was ist. Das ist moderner Fußball. Die Offensive findet in erster Hälfte beim TV89 nicht statt. Enes Korkmaz kommt nach hohem Zuspiel zu einer halben Chance, aber der Bonländer Schlussmann Ben Brenken hat nicht so lange Arme wie der Fangzaun dahinter lang ist. Folglich kann er gar nicht ins Spielgeschehen eingreifen. Dafür bekommt Bonlandens Reserve einen Elfmeter geschenkt. Wie so oft, wird ein Spieler im Strafraum angeschossen. Was eine natürliche oder eine unnatürliche Handhaltung ist, entscheiden dann die Götter in schwarz. Dieses Mal spekuliert Ange Grantsanlis auf die falsche Seite 0 : 1 (25.) Drei Minuten später verhindert er aber mit einem Wahnsinnsreflex eine sogenannte Hundertprozentige des Gastgebers. Kurz vor der Halbzeit hat Bonlanden wieder die Möglichkeit, das Ergebnis höher zu schrauben, aber der allseits bekannte Weizenglaswinkel von 50° lässt den Ball weit über das Tor gehen.

Bild 3:
Auf der Tribüne frage ich die mitgereisten Fans, was Trainer Bernd Häcker seinen Mannen sagen soll. Die Zuschauer meinen, wie wäre es mal mit nach vorne spielen? Hohe Bälle auf körperlich Kleinere seien dabei unbedingt das Rezept. Ich erahne einen Hauch von Zynismus. Es ist doch so, dass Giraffen nicht so hoch springen wie Flöhe, oder? In der Pause sind bereits die Roten aus.

Ich bin kein Volleyballer, sagt der Beschuldigte

Bild 4:
Stürmer Volker Braun hat sich den Zeh verstaucht oder gebrochen. Mit Josip Mataija kommt ein weiterer Mittelfeldspieler, aber ein heißer, wie man später hier noch lesen kann. Der TV89 kommt jetzt zu etwas offensiveren Mittelfeldaktionen. Macht noch nicht auf, ruft Trainer Häcker. Es nützt nichts. Ein dummer abgefälschter Schuss des Bonländers Niels Wühlbier, der weiß Gott wo hingegangen wäre, bewirbt sich für das Kacktor des Monats 2 : 0 (57.)

Dann kommt so etwas wie eine unglückliche Schiedsrichterentscheidung. Weil, er hat ja nix gesehen. Sogar die nah postierten Bonländer Zuschauer sahen ein klares Handspiel ihrer Elf im eigenen Strafraum. Schiedsrichter Patrick Heinze befragt den Bonländer Handspieler, ob er den Ball wie ein Volleyballer wegbaggerte. Ich bin kein Volleyballer, sagt der Beschuldigte. Ergo gibt es jetzt keinen Elfmeter.

Bild 5:
Dennoch gelingt ein paar Flügelschläge später eine Mittelfeldstafette, entpuppt sich plötzlich als Konter. Rechts ist Marco Bardaro frei und schlägt den Ball flach vor den Bonländer Kasten. Josip Mataija ist da und trifft. Laaaaange Zeit musste er auf dem Seitenfelde schmoren, jetzt kommt, sieht und trifft er zum 2 : 1 (62.)

Ob die Jungs jetzt ein bisschen aufmachen dürfen? Natürlich nicht! Dumm nur, dass der bislang fehlerfreie Ange Grantsanlis beim Eckball der Gäste raus kommt, aber nicht an den Ball. Der Kopfball geht sauber ins Tor zur Vorentscheidung, denkt man 3 : 1 (82.) obwohl wir jetzt die Offensive verstärkt haben. Es ist Marco Bardaro vorbehalten, einen jetzt mit rot zu ahnenden Elfmeter, der Schiedsrichter gibt nur gelb, kurz vor Schluss zum 3 : 2 (88.) zu verwandeln. Zwei dramatische Minuten legt Referee Heinze noch oben drauf. Leider ist Bonlanden nicht Nürnberg, wir nicht Hannover und die Holländer keine Schweden. Der Hobbit Teil 2 soll furchtbar schlecht sein, gebt euer Geld lieber für Videobeweise aus. Frohe Weihnachten allen Lesern und einen guten Flutsch.

Der TV spielte mit Grantsanlis – Bardaro, Scharpfenecker, Amtmann, Garziella – Baltsios (Eisentraut), Shammak, Köhler, Korkmaz, Schneider (Böhmann), Braun (Mataija)

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