TV89 Zuffenhausen – VFL Stuttgart 5 : 2. Die Vorgabe des Trainers Bernd Häcker wurde erfüllt. Er forderte vor Beginn der Rückrunde aus den ersten drei Spielen neun Punkte, die Mannschaft holte neun Punkte. Erneut überragend: Magier Mavinga, Torminator Bormann und Diego Shammak

Breitkreutz habe ich aus irgendeiner dunklen Kiste geholt. (Ernst Middendorp)

Schlotwiese, Zuffenhausen. Frühlingsanfang 9° Grau, düster, es wird gleich noch hageln. Zeit für einen Krimi. Jeder, der mit Agenten auf Du und Du ist, weiß, dass Maulwurf nicht gleich Maulwurf ist. Die NSA sammelt wütender Daten, als Eichhörnchen Nüsse, bevor der Winter kommt. Der Name Eichhörnchen ist übrigens falsch – die werden nicht geeicht, sondern kalibriert. Verwendet bitte in Zukunft "Kalibrierhörnchen". 30 Tage lang können alle Telefongespräche, die unmittelbar mit dem TV89 und der Partie gegen z.B. den VFL Stuttgart zu tun haben im Nachhinein noch abgehört und analysiert werden. Natürlich auch andere Telefonate, bei denen es um Bestechung geht oder um Wirtschaftskriminalität oder um Auftragsmörder, aber das ist meistens nicht so wichtig. Denn, nur wo der Mensch spielt, ist der Mensch ganz Mensch, wie bereits Schiller wusste. In dieser Gespaltenheit der menschlichen Seele zwischen sinnlich-emotionaler und vernünftig-rationaler Welt sieht Schiller übrigens die Ursache aller negativen Entwicklungen des Einzelnen und somit auch Aller. Um diese Entwicklung aufzuheben proklamiert Schiller die versöhnende Kraft der Ästhetik. Nur im ästhetischen Zustand, wenn der Mensch mit der Schönheit spielt, wie also im Fußball, werden die beiden gegensätzlichen Eigenschaften Gefühl und Verstand miteinander harmonisch verbunden. Nur wenn man das Ganze, also Abhören, Schnüffeln und Maulwurf installieren mit dem Gegenteiligen wie Daten liefern, mittels Erzählen, Spielen, Singen und Tanzen begegnet, versöhnt man die Welt. Mit Abseitspfiffen, die schlicht und ergreifend falsch sind, bringt man sie gegen sich auf.

Einige Maulwürfe sehen ihre Daseinsberechtigung im Wühlen. Das an die Oberfläche geschobene Aushubmaterial verhindert auf Fußballplätzen eine einfache Ballannahme, um z.B. ein Tor zu schießen. Andere Maulwürfe sehen ihre Daseinsberechtigung im Wühlen. Das an die Öffentlichkeit geschobene Spionagematerial gefährdet die Dummheit der Bürger und verhindert auf Kriegsschauplätzen einfaches Blutvergießen. Das ist blöd, wenn Menschen plötzlich nicht mehr auf Menschen schießen wollen, deshalb ist Aufklärung à la Snowden verboten oder geheim und nur für ein paar hochrangige Politiker. Bleiben wir lieber beim Fußball, da können uns richtig zoffen und ohne Probleme schießen, wenn auch nur mit einem Ball. Hinterher Shaking Hands und ein Bier gemeinsam trinken, so einfach könnte das Miteinander sein, die Versöhnung, die Kunst, die Ästhetik… (Ich habe hier jetzt mal gekürzt bzw, abgebrochen, sonst verliert man ja die Lust zum Lesen)

Die Schlotwiesenjungs finden so schwer ins Spiel, wie der Schreiber in den Bericht. Die Anfangsphase ist so verworren, wie ein den Katzen überlassenes Wollknäuel. Der zusammengeschmolzene VFL Kader geht gewohnt aggressiv, aber mit Abdullah Bakir im Tor zu Werke. Die Anfangsphase gehört den Gästen. Ein Lattenkracher (7.) und einige brenzlige Situationen belegen das. Mit fortwährender Dauer verschafft sich der TV89 gleiche Spielanteile bis hin zum Übergewicht und zu den ersten Chancen. Eddy Bormann geht allein aufs Tor. Noch rollt die Kugel daneben (34.) Der frühe Vogel fängt den Wurm, heißt es. Wir sind wie der späte Vogel. Dieser bestellt seine Würmer beim Onlinehändler seiner Wahl. In 600 verschiedenen Geschmacksrichtungen. Mit Käsedip. Kurz vor dem Seitenwechsel gelingt eine bemerkenswerte Spielstafette. Berndt Schneider setzt sich links durch, dribbelt vor den gegnerischen Strafraum, schiebt rüber zu Eddy, der sieht rechts Marco Bardaro. Marco donnert aufs Tor. Bakir kann nur prallen lassen, Sergio Goldjunge verwandelt eiskalt den Nachschuss 1 : 0 (41.) Saisontor Nr. 10!

Die Aufwärmphase ist vorbei, der TV89 schaltet nach der Pause einen Gang hoch

Viele sind noch nicht vom Würstchenstand zurück, da trifft Eddy schon zum 2 : 0 (46.) Wir spielen auf „unser“ Lieblingstor und sind in der Folgezeit kaum zu bremsen. Dennoch gelingt den Gästen aus dem Nichts ein Anschlusstreffer 2 : 1 (52.) Postwendend können die Schlotwiesenjungs mit Diar Shammak den alten Abstand wieder herstellen 3 : 1 (53.)

Reihenweise vergeben die Schlotwiesenjungs Chancen und bestrafen auch keine Eskapaden der gegnerischen Defensive oder ihres Torhüters Bakir. Der Rasen ist im Prinzip unbespielbar, ein Stoppelfeld wie eine glatte Scheibe dagegen. Doch Diar „Diego“ Shammak gelingt in dieser Himalaja - Miniaturlandschaft noch ein 4 : 1 (65.) Eddy sieht ihn links und legt ihm das Leder mustergültig auf. Bei unserer offensiven Spielweise, die um Welten besser anzuschauen ist, als eine defensive Herumtaktiererei, schaffen die Gäste noch ein 4 : 2 (69.) Zwei Minuten später kann ein Kopfball Danni Scharpfeneckers nur von einem VFL Feldspieler per Hand auf der Linie verhindert werden. Der Schiri zeigt rot und auf den Elfmeterpunkt. Marco Bardaro zeigt Courage und den zufällig in der Ferne vorbeifliegenden Vögel, dass die sich niemals allzu sicher fühlen dürfen. So etwas von drüber geht sein Schuss. Was noch so alles nicht verwertet wird, passt auf keine Kuhhaut. Das Gras wird gebeten, über die Sache zu wachsen. Das Gras bitte! Unser Torminator Eddy Bormann schafft es kurz vor Schluss das Leder über den Innenpfosten ins bereits leere Tor zu zirkeln. 5 : 2 (83.) Bravo Jungs, dass ihr als Team die heutige gefährliche Klippe des Naturrasens gemeistert habt. Nächste Woche auf dem Kunstspielfeld könnt ihr zeigen, dass ihr auch gegen in der Tabelle höher angesiedelte Mannschaften Künstler seid. Warum nicht?

Der TV89 spielte mit: Grantsanlis – Bardaro, Scharpfenecker, Amtmann, Berber – Baltsios, Shammak, Mataija (Barakat), Schneider (Braun), Mavinga (Böhmann), Bormann

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