SSV Zuffenhausen - TV89 Zuffenhausen 0 : 0 – Torwart Daniel Weyershäuser hält überragend. Rote Karte für SSV Torwart Tim van Aken für Tätlichkeit.
Sam Bartram, Torwart von Charlton Athletic, merkte 1956 eine Viertelstunde lang nicht, dass das Spiel gegen Chelsea wegen dichten Nebels abgebrochen war und wurde erst von einem Polizisten entdeckt, der über das leere Spielfeld ging. (Unnützes Fußballwissen)
17° C. Goldener Oktober auf der Schlotwiese ohne Ende. Trotzdem geht das Jahr fort und bindet sich die Schuh. Es laufen auch die Mannen ein mit Kindern an der Hand, schon ein bisschen Profis unsere Amateure. Und der Schiedsrichter recht jung. Ich schreibe das jetzt, weil ich letzte Woche ja auch etwas über die Schiedsrichterin geschrieben habe. Da ist es jetzt nur gerecht, wenn ich nun „jung und ein wenig feingliedrig“ auf die Tastatur hacke. Ja, heute ist Derby Time und zwar richtig. Klar, die Kinder sollen beruhigen und die blanken Nerven etwas bedecken. Doch es ist diese Stimmung in der Luft, dass einen alles aufregt. Ich bin nervös, die Trainer witzeln hoch angespannt, die Spieler geben sich alle cool. Man ist unter sich, man kennt sich. Und doch kein Friede. Obwohl kein Wind ist, flattern die Blicke hin und her. Wird dieser Schiedsrichter dem heute gewachsen sein?
Aber zuerst einmal gefällt der Ball nicht. Ravan meint zu wenig Luft. Auch Diar ist skeptisch. Ein bisschen Psycho, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls ein neuer Ball muss her, sonst fängt das hier erst gar nicht an. So jetzt aber.
Tatsächlich erwischt der SSV dann den besseren Start. Martin Mataija dribbelt gleich über rechts los wie aufgedreht. Suheyp Berber dagegen heute auch aufgedreht aber unsicher und etwas überfordert wirkend, gleich mit einem Patzer, der glücklich ausgeht, weil TV89 Torhüter, obwohl ohne Kappe gegen die Sonne, Martin Mataijas Solo glänzend mit Fußabwehr entschärft. Never change a winning team geht manchmal in die pants. Es ist in der Anfangsphase, als durch Fehler und Unachtsamkeit der SSV zu fast „Hundertprozentigen“ kommt, wie man so sagt, wie wenn man meint, meine Oma mit Krückstock und so. Und zugegeben, sehr brenzlig das Ganze für den TV89 und wenn nicht Daniel Weyershäuser heute so einen Super - Tag erwischt hätte, wer weiß, wie das Derby dann ausgegangen wäre. Er schmeißt sich auch in den nächsten Ball Mataijas, als er à la Manuel Neuer seinen Strafraum verlässt. Im Prinzip heute bester Spieler des Spiels, um das einmal vorneweg zu nehmen. Sie dauert fast eine halbe Stunde diese Anfangsnervösität der 89er Schlotwiesenjungs.
Und dann wird es ein rassiges, ein umkämpftes Spiel. Schiedsrichter Felix Schäk hatte bereits Davor Biljescovic vom SSV jetzt und vom TV89 Suheyp Berber mit gelb verwarnt. Aber Ruhe kehrt nicht ein. Es geht wirklich ruppig zur Sache und vielleicht meint der Reifere, das sei irgendwie Derby – Härte eben, aber eben auch nicht, finde ich.
Zum Geburtstag also Blessuren speziell für Nico Garziella, der manches Foul einstecken muss. Nach einem Solo zur Torlinie flankt er präzise auf den Kopf des heranstürmenden Christian Linders. Dessen Kopfball landet auf den Körper Torhüter Van Akens, der aus der kurzen Entfernung die Hände nur zum Schutz hochzieht, ein Reflex gewissermaßen meinetwegen, nein, er kann sich ja schließlich nicht in Luft auflösen. Aber endlich einmal eine Chance. Die Standards heute eher harmlos. Harmlos ist ein eher noch zu harmloser Ausdruck. Doch der TV89 hat den Kampf aufgenommen. Ein Foul des heranstürmenden Van Aken im Strafraum an den flinkeren Nico Garziella wird nicht geahndet. Der Schiedsrichter hatte nicht die phantastischen Bilder des Fotografen der Nordstuttgarter Zeitung. Aber Videobeweis gilt nicht beim Fußball. Videobeweis kann immer auch ein bisschen gefälscht werden. Aber Elfmeter und jetzt schon rot (letzter Mann Regel) sind dann ein anderes Spiel.
Jetzt in der Pause, mal mit der TV Brille gesehen.
Der TV89 mit Chancen. Auf dem Papier sind wir vielleicht der bessere Kader. Auf dem Platz der Gastgeber mit Chancenplus. Solche Spiele gewinnt man manchmal ganz am Schluss. Trainer Marco Scheel wechselt den gelb-rot gefährdeten Suheyp aus. Der bis dahin auf der Sechs gut spielende Moritz Albrecht erhält den Spezialauftrag „Martin Mataija verhindern“. Danni Scharpfenecker kommt frisch in die Innenverteidigung. Eddy Bormann übernimmt die Sechs. Eine taktische Maßnahme auch.
Das Spiel bleibt Kampf, doch ja, auch Chancen. Dennoch ist es auch eine gewisse Gewöhnung an der Aufregung. Torjäger Christian Linder bekommt einen Kopfball serviert. Eine Wiederholung aus der ersten Hälfte jetzt. Freistehend und unbedrängt genau drauf auf den gegnerischen Torhüter. Ich will gar nicht wissen, wer alles vom aktuellen SSV schon bei uns gekickt hat. Wer weiß, wie das noch wird. Wenn ich mir jetzt so den TV anguck mit Diar, den Dannis und Kapitän Marco Bardaro und Sergio und Nico und Mo und Fadih und Eddy und Chris und Ravan – also der Unterschied zwischen Tag und Nacht eher eine Untertreibung. Suheyp ist ja jetzt schon draußen und zuvor hatte ich mir den TV so noch nicht angeguckt und verglichen. Suheyp auch ein bisschen schlechter Tag heute. Das gibt es.
Aufregung und Spannung gibt es aber auch. Und zwar je mehr desto näher sich das Spiel zum Ende neigt. Wir kennen das. Jetzt scheint auf einmal alles noch möglich. Der TV89 macht mehr Druck jetzt. Torhüter Van Aken muss mit rot in der 90. Min wegen einer überflüssigen Tätlichkeit vom Platz. Ein Feldspieler vom SSV wechselt jetzt noch für die Nachspielzeit ins Tor und verhindert sogar eine Minute später eine Chance unseres Teams. Herzschlag Finale heißt das. Warum? Weil es dein letzter sein kann vielleicht. Schiedsrichter Felix Schäk mit naja schwierig äh, Leistung, äh, pfeift ab (Franz). Es bleibt beim 0 : 0. Das Ergebnis ist etwas enttäuschend, klar für beide Mannschaften, aber so gibt es für Zuffenhausen zwei Punkte gewissermaßen und so schlecht ist das auch nicht. Im Prinzip noch Platz Sieben mit wenig Polster. Für ein größeres Polster muss jetzt im nächsten Heimspiel der SV Vaihingen bezwungen werden. Doch etwas mehr Körper werden wir dazu allerdings brauchen. Danke.
Der TV89 spielte mit Weyershäuser – Bardaro, Bormann, Barakat, Berber (Scharpfenecker) – M. Albrecht, Shammak, Odesh – Garziella, Mavinga, Linder