TV89 Zuffenhausen – SV Vaihingen 3 : 3 (2 : 1) – Kai Prechter trifft zweimal, Dennis Klose einmal, Andy Aubermann rettet den Punkt und kriegt Rot.

Falsche Elfmeterentscheidungen, ein buntes Kartenspiel und Diskussionen mit den Spielern. Ein unglücklich agierender Schiedsrichter verzichtet auf sein Geld und sucht nach Spielende hastig das Weite.

Natürlich haben die beiden nicht mehr gezeigt als zu sehen war. (Erich Ribbeck)

Schlotwiese 21° C. Königswetter. Der Traum vom Dreier. Das blauweiße Herz rast wie verrückt. Endlich eine Mannschaft, die wir schlagen können, ja schlagen müssen. Personell kann Trainer Sven Peukert aus dem Vollen schöpfen. Alle wollen alles geben. Unter der Woche beim Training aber leider weniger. In froher Erwartung hole ich ein kühles Bier. Die Stimmung ist gut, die Erwartungshaltung hoch, der Ausgang ungewiss.

Nach dem Anpfiff spielt die Heimmannschaft und das sind wir. Wir bauen sofort Druck auf, kommen zu Chancen, zu Hundertprozentigen sagt man, wie bei einem Kurzen, ein gut eingeschenkter Doppelter. Tobi vergibt frei vor dem Tor. Kai ebenso. Zwei oder drei zu null könnte es bereits stehen, als es unsere Hintermannschaft wie aus dem Nichts kalt erwischt, weil Patzer im Aufbauspiel. Doch unsere Jungs schütteln sich kurz, eine Bewegung wie lästige Fliege auf der Schulter verscheuchen. Und dann marschiert zu dritt oder zu viert unser TV89 unbeirrt nach Vorn. So etwas von verdient dann der Ausgleichs- und Führungstreffer. Ein richtiger Doppelschlag durch Kai, der die guten Zuspiele seiner Kameraden in bare Münze umsetzt. Schon fragt sich der Schreiber, ob unsere Jungs an ihrem Torverhältnis arbeiten wollen, da winkt Torsten Köhler zur Ersatzbank. Es geht nicht mehr. Für ihn kommt Heißsporn Jörg Burkart der flink und fleißig arbeitet und rennt. Seine Mitspieler scheinen vielleicht schon einen Gang zurückgelegt zu haben, denn die Gäste aus Vaihingen können ihrerseits wieder einen Zugriff aufs schon beinah entschiedene Spiel bekommen. Eine Glanztat von Andi, der eine Direktabnahme nach Eckball für den SV vereitelt und herausragend halten kann, verhindert noch den Ausgleich vor der Pause.

Nach dem Seitenwechsel

Viele sind jetzt sauer. Als ob der Schiri der Schuldige, der Held vom Erdbeerfeld wäre. Das Spiel soll er angeblich kaputt gepfiffen haben. Dabei sind wir froh um jeden Schiedsrichter, der sich überhaupt noch ohne Polizeischutz auf die Sportplätze dieser Welt traut. Alles Menschen. Auch Zuschauer und Spieler. Obwohl manchmal wie ein Mob, der aus einer gewissen Gruppenzugehörigkeit sich anmaßt, Beleidigungen und Drohungen auszusprechen. Jetzt will es wieder keiner gewesen sein. Aber Mensch Leute. Das ist ein Spiel. Keine italienische-rumänische Wettmafia steht dahinter. Das ist Sport. Wo bleibt die Fairness? Sicherlich ist es ärgerlich, dass der Referee seine Entscheidungen den betreffenden Spielern, stets meint erklären und mitteilen zu müssen. Schnell ausgeführte Freistöße also Fehlanzeige deswegen. Spielflusshemmnis starke Untertreibung. Aber dass die Vaihinger plötzlich das Spiel bestimmen, hat doch nichts damit zu tun. Wer hat gesagt, dass ihr das Ergebnis verwalten sollt? Oder seid ihr schon zu müde, um da weiter zu machen, wo ihr, äh, vor einer halben Stunde aufgehört habt? Die Vaihinger haben ihre Defensive neu geordnet. Sie sind jetzt aggressiver, kassieren gleich eine gelbe Karte. Ihr Trainer Napolitano wird ihnen in der Kabine die Livetabelle gezeigt haben. Wollt ihr absteigen? Wir auch nicht. Und wenn ihr nicht mehr Laufen könnt, wo seid ihr eigentlich unter der Woche? So geht das. Nico bekommt für eine Nichtigkeit1 auch eine gelbe Karte. Also Rotgelb heißt das und wir jetzt mit einem Mann weniger. Und prompt der Ausgleichstreffer per Kopf. Auch Rosenberg gelingt somit ein Doppelpack. Zehn Minuten halten wir jetzt dagegen und sind obwohl in Unterzahl auf gleicher Höhe. Aber dennoch liegt das Chancenplus plötzlich bei den Gästen. Als dann Thorben im Strafraum seinen Gegenspieler mit sauberen Mitteln vom Ball trennt und auch nur den Ball trifft, pfeift der Mann in Schwarz Elfmeter. Viel hat nicht gefehlt bis zur möglichen Geld- oder Bewährungsstrafe. Doch wir besinnen uns. Nachschulungen, Fairness Lehrgänge, wir kennen das. Bleib mir weg. Aber vor die Bank ein bisschen treten oder ein Kaugummi dagegen werfen, ein bisschen Wut, da kann die Kommission doch nix dagegen haben? Die Vaihinger führen jetzt also mit 2 : 3. Da kann man sich schon ärgern, wenn es doch so eine offensichtliche Fehlentscheidung war. Ich glaub, ich hol mir jetzt noch ein Bier.

Da bin ich wieder. Jetzt hagelt es also gelbe Karten für die Vaihinger. Hast du nicht gesehen. Und unsere Fans schreien jedes Mal rot. In dieser doch sehr aufgeheizten Atmosphäre überdenkt Schiedsrichter Gentile seine Optionen. Eine scheint diese Konzessionsentscheidung zu sein. Als Kai im Strafraum nach Körperkontakt praktisch tot umfällt, sofort der Elfmeterpfiff. Jetzt natürlich völlig ungerecht auf der Gegenseite. Also Schiedsrichter Fabio Gentile hat jetzt keine Sympathisanten mehr. Kai klatscht sich mit allen Mitspielern ab². Uns plumpst eine regelrechte Trümmerlawine vom Herzen, Dennis trifft zum Ausgleich.

Wer denkt, jetzt sei Friede, Pustekuchen! Bei einer unglücklichen Aktion kurz vor Spielende, als Thorben sich bei einem hohen Ball verschätzt, können die Vaihinger blitzschnell kontern. Andi kommt aus seinem Kasten und aus seinem Strafraum. Ball oder Spieler, eine andere Option gibt es nicht mehr. Da er nicht mehr an den Ball kommt, bleibt nur noch die Notbremse und Rot. Der anschließende Freistoß geht am doppelten Torschützen und jetzt Torwart Kai am Tor vorbei. Wir bringen den Punkt über die Ziellinie. Man weiß nicht, ob man sich freuen soll, wie wenn man morgens unausgeschlafen einen Kaffee ans Bett gebracht bekommt.

Fazit: Freilich zu wenig, aber besser als drei Punkte verloren. Jungs, weiter so. Wir brauchen keine Köpfe hängen lassen und auch keine Flügel. Wir sehen euch kämpfen und wir werden euch siegen sehen. Es macht uns riesig Spaß euch zuzuschauen. Der Unterhaltungswert ist unerreicht. Wie sagte Robi nach dem Spiel: Woanders gehen die Leute ins Theater oder ins Kino. Hier hast du für fast keinen Eintritt das bessere Schauspiel. Drama, Witzfiguren, Spannung, Tragik und Komödie. Alles in einen Fußballkrimi gepackt. Vom Feinsten. Im Abspann erfahren wir, dass der Regisseur, äh, Schiedsrichter vorzeitig das Weite gesucht hat. Jetzt kann man das auch so interpretieren, dass er auf seine Gage freiwillig, also wegen nicht erbrachter Leistung verzichtet hat. Dann Respekt. Anfeindungen, die über das übliche Häuten, Vierteilen und Zerstückeln wollen4, hinausgehen hat es von unserer Seite jedenfalls nicht gegeben.

Tore:  0 : 1 Rosenberg (13.) – 1 : 1 Kai Prechter (27.) – 2 : 1 Kai Prechter (30.) – 2 : 2 Rosenberg (53.) – 2 : 3 Lapeschi (69.) – 3 : 3 Dennis Klose (79.)

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte A. Aubermann (88.) Gelb – Rot Nico Garziella (52.) Rote Karte Rück (81.) Verwandelter Elfmeter Lapeschi , verwandelter Elfmeter D. Klose

Der TV89 spielte mit: Aubermann – Ekrama, Scharpfenecker, Garziella, Köhler (Burkart) – Simondel– Hofmann (Nallinger)  Cullison (Weiss), M. Albrecht, Klose (Palevic) – Prechter

Schiedsrichter: Fabio Gentile

1 Nach einem Allerweltsrempler verhindert Nico die schnelle Ausführung des Freistoßes, wie sie überall üblich ist und praktiziert wird. Klar ist der Schiedsrichter nicht damit einverstanden, dass jemand anders als er den Spielfluss bestimmt. Aber Gelb? Dumm das, weil Nico leider auch bereits ein überflüssiges Gelb aus der ersten Viertelstunde des Spiels erhalten hat. (Daran war Schiedsrichter Fabio Gentile nicht schuld)
2 Obwohl ich das auch schon in der Bundesliga gesehen habe, entzieht sich mir der Sinn, weil der Ball ja noch gar nicht verwandelt ist. Aber vielleicht ist es wie beim Volleyball. Ob Punkt gewonnen oder verloren, eine schöne Geste ist das, sie klatschen sich alle ab. Gratulieren oder verzeihen. Ich bin mit dir. Wir sind ein Team, jeder macht Fehler, ohne euch kann ich nicht treffen oder verhindern. Sehr schön3.
3 Man darf jetzt also nicht denken, dass man schon einmal vorfeiert, wie wenn man einen Lottoschein abgegeben hat und schon vor der Ziehung jubelt.
4 Es ist traurig, dass ich mich hier gezwungen sehe, schreiben zu müssen, dass es sich um Satire oder Spaß handelt. Natürlich gibt es Emotionen beim Fußball und man darf nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Also auch, wenn Schiedsrichter Fabio Gentile heute kein Goldhändchen oder besser Goldpfeifchen hatte, es ist halt nicht alles Gold, was glänzt, hätte er selbstverständlich sein Geld bekommen und es war für ihn sogar eine Rote auf dem Grill reserviert und er hätte sich sorglos bewegen oder mit uns unterhalten können. Wir sind schließlich keine Barbaren.

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