TV89 Zuffenhausen – SpVgg Möhringen 2 : 1 (1 : 1) – Kapitän Moritz Albrecht besorgt die Führung und bereitet den Siegtreffer durch Dennis Klose vor
Wir leben alle auf dieser Erde, aber eben auf verschiedenen Spielhälften. (Klaus Augenthaler)
Schlotwiese. 21° C. Dunkle Wolken sind aufgezogen. Sorgenvolle Mienen begleiten das Spiel. „Wird es regnen, werden wir gewinnen, werde ich Boateng zum Nachbarn kriegen?“ scheinen sie sich zu fragen. Ja, was soll ich schreiben? Also Chancen hatten wir genug. Kai, heute ohne Fortune, wie man so sagt, wie wenn man meint, erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Zwei, drei Mal kämpft er sich allein vors Tor, um im letzten Augenblick dann Ladehemmung zu haben. Auch Thorben und Nico sind leider keine Torhüterbezwinger heute. Geregnet hat es nicht, dieses Damokles Schwert aus bedrohlichen, düsteren Wolken hängt zwar die ganze Spielzeit über uns, wartet aber mit dem Abguss gnädig bis zum Nachhauseweg. Und wenn du kein mehrfacher Millionär bist, wirst du kaum Boateng zum Nachbarn kriegen können.1
In der Anfangsphase scheinen die Gäste zu meinen, hier im Spaziergang noch ein paar Punkte mitzunehmen. Doch dieses Anfangsübergewicht verschwindet schneller als handgeschlagener Milchschaum auf arabischen Kaffeeaufguss und als Moritz aus über zwanzig Metern ins lange Eck zielt und Maß nimmt, da freut sich nicht nur der A – Block sondern auch die Haupttribüne, dass der Ball sein Ziel zum 1 : 0 findet (16.) Nun folgt das, was es schon etliche Male in dieser Saison gegeben hat: Der lustige Schabernack mit dem Sack zumachen, Chancen im fünf Minuten Takt und auch immer das gefährlichere Team, das die Ausrufezeichen setzt. Aber wir machen kein 2 : 0. Stattdessen zehn Minuten später der Ausgleichstreffer, bei dem es nix zu halten gab. Brodbeck zieht direkt ab und sein wuchtiger Schuss landet fast im Winkel. Und nun die Schlotwiesenjungs. Nicht mit hängenden Köpfen, aber auch nicht mit erdrückender Offensive. Will heißen, trotz der vielen Großchancen, wird der Gegner nicht an die Wand gespielt, demotiviert oder in der Luft zerrissen. So bleibt nur die Erkenntnis, Fußball ist auch immer eine Sache des Konjunktivs. Es hätte zur Halbzeit schon mindestens 3 : 1 stehen können, ja müssen.
Jetzt auf die andere, verschiedene Seite der Erde, also
Seitenwechsel.
Doch auch hier hat Platzwart Uwe Schölkopf ganze Arbeit geleistet. Schöner Rasen, weich und grün. Die Gräser wollen uns siegen sehen. - Doch Zähismus gibt´s vielleicht nicht, beschreibt aber die Phase des Spiels. Nach wie vor liegt das Chancenplus bei uns. Aber zäh das Ganze. Die Wechselphase hat uns gut getan. Nils weiterhin bemüht, Alija heute eine Bank. Über die Außen jetzt Nico und Thorben. Jörg schaltet sich immer wieder ins Angriffsspiel ein. Unsere Schlotwiesenjungs fighten aus sicherer hinterer Abwehrleistung heraus mit Scharpfi und Torsten. Jeder geht auch mal den Weg bis ganz zum gegnerischen Tor. Mo spielt heute recht offensiv. Beflügelt oder nicht, nimmt er nach Brustannahme den Ball direkt und schießt Richtung Querlatte. Keeper Wieser kann den Schuss entschärfen. Doch der Druck ist stetig und unsere Jungs wollen den Sieg heute ein kleines bisschen mehr, als unsere Gäste. Nach der Einwechslung von Dennis für Nico, scheint Trainer Sven Peukert ein Glückslos gezogen zu haben. Nach einem Abpraller schaltet Mo am schnellsten, sein verunglücktes Abspiel entpuppt sich als Assist und Dennis schlenzt zum 2 : 1 (76.) ins lange Eck. Der TV89 weiterhin mit guten Möglichkeiten. Ein Standard 30 m aus halblinker Schussposition ist Kais Sache. In seinen Freistoß Richtung Tor hechtet sich Scharpfi. Sein Kopfball landet leider auf die Körpermitte des gegnerischen Keepers. Bis zum Spielende kommen die üblichen Szenen des Zitterns, wo die Nervosität steigt und der Blutdruck. Alles scheint möglich. Als Thorben in der Nachspielzeit allein auf´s gegnerische Tor zuläuft, wäre vielleicht ein weiteres Tor möglich gewesen. Aber Hauptsache drei Punkte jetzt.
Zu spät aufgewacht denkt man, wie wenn man denkt, der frühe Vogel kann mich mal. Und das ist das Ergebnis. Der sechste Saisonsieg am vorletzen Spieltag ist also auch ein bisschen nur eine verschiedene Spielhälfte. Um dem Abstiegsgespenst ein Schnippchen schlagen zu können, sollte ein möglichst hoher siebter Saisonsieg am letzten Spieltag folgen. Vielleicht steigt Bonlanden aus der Landesliga ab, dann wäre womöglich der jetzige Platz noch ein Relegationsplatz. Croatia spielt bei N.A.F.I. und TSV Weilimdorf bei unseren Tabellennachbarn SSV Zuffenhausen. Zwei Spiele, die unglücklicherweise parallel verlaufen. Zeitgleich und zaungastfreundlich. Wir können hoffen, das ist doch schon mal was. Auch auf Fairness.
Der TV89 spielte mit Pohl - Burkart, Scharpfenecker, Köhler – Simondel, Nallinger, Ebinger (Meinert), Albrecht, Garziella (Klose), Hornstein (Palevic) – Prechter (Grantsanlis)
1 Angst solltest du aber haben, wenn so ein rechtspopulistischer Schnöderich ausloten will, wie weit seine rassistischen Ressentiments bereits wieder salonfähig sind.