Spvgg Ost – TV89 Zuffenhausen 3 : 7 (2 : 3) – Kai, Dennis, Thorben, Kai, Nico, Kai, Nico ist die offizielle Reihe der Torschützen laut des überragenden Schiedsrichters, der ohne Videobeweis auskommen musste
„Das Problem des deutschen Fußballs ist der Mangel an Quantität der Qualität.”— Uli Stielike
Waldebene Ost – Kunstrasenplatz 19° C. Eine goldene Oktobersonne, die dort und heute gnädig scheint und über alles trostlose und traurige Gekicke, über all die selbstgefälligen und geistlosen Kommentare müde hinweg lächelt und sich schwindet und windet in die nächste Jahresumdrehung -einem Lederball gleich und doch unendlich bedeutsamer, als es einem dumpfen Kickstiefel jemals einleuchten wird. - Was war das denn? Okay, es war eine sehr junge Mannschaft auf dem Feld, aber das meine ich nicht. Klar, ist es immer das Team, das gewinnt oder verliert und alles hat mindestens zwei Seiten. Jeder Mensch, ergo auch jeder Fußballspieler hat mehrere Gesichter. - Aber solche Fratzen? Ja, ist es denn schon Halloween, fragte der Werbefranzl oder wie heißt noch einmal dieser kommerzialisierte amerikanische Softcorehorror, bei dem Kinder mit grausigen Masken und schaurig schlechten Zähnen sich Süßigkeiten erbetteln müssen, während ihre Eltern mit den Discounterplastiktüten im Hintergrund etwas vom Wohlstand abschürfen und an sich raffen wollen?
Nanu, wir haben doch gewonnen. Muss man da alles so negativ sehen? Da kann man sich doch mal ein bisschen freuen. Ja, können schon - man muss halt alles gedankenlose Handeln einfach ausblenden und was Lacoste die Welt auf die schönen Ballstafetten gucken und nicht auf gravierende Fehlpässe, auf grobfahrlässiges Auslassen von Großchancen oder auf technik-, ehrgeiz- oder körperloses Ballspielen.
Wir beginnen mit breiter Brust und spielen eines Aufstiegsaspiranten würdig zehn Minuten Fußball. Kai hat bereits die erste Großchance ausgelassen und frei vor dem Tor rechts an den Pfosten vorbei geschossen. Die Schlotwiesenjungs sind stets schneller am Ball, technisch besser, agieren druckvoller. Aber mit der Brechstange geht es eben nicht. Ein Ballverlust von Thorben im Vorwärtsgang des Teams erwischt uns kalt. Der schnelle Pass der Gastgeber vor unseren Strafraum wo deren Prencipe mit seinem Körper den Ball behauptet und den heranstürmenden Torhüter Ange mit einem Lupfer überlistet, symbolisiert unsere Nervosität in der Defensive, die genau genommen und aus der Not heraus, aus nur einem Verteidiger und einen überhasteten Torhüter besteht. Bitter zu diesem Zeitpunkt, dass das eine Team das Spiel macht und das andere Team das Tor zum 1 : 0 (13.) Es dauert denn auch ein bisschen, bis sich der TV89 von diesem Schlag erholt. Also mindestens fünf Minuten. Dann gelingt uns aber auch ein Lupfer. Der bereits auf dem Boden liegende Torhüter der Gastgeber, wird dieses Mal aus nächster Distanz von Kai überlistet. 1 : 1 (19.)
Unmittelbar nach dem Anstoß läuft Penella freistehend über links und flankt oder schießt oder trifft den Ball irgendwie. Ange wollte wohl raus aus seinem Kasten und sich die Flanke abholen, die leider hinter seinem Rücken direkt ins Netz geht. KP. Künstler Pech oder Kann Passieren. Darf aber eigentlich nicht. Kurze Freude jedenfalls. 1 : 2 (20.)
Während über die rechte Seite unsere Angriffe überzeugend eingeleitet werden, ist die linke Seite ein krasser Ausfall, findet also bestenfalls als lehrbuchmäßiges, abschreckendes Beispiel statt. Eine geschlagene Viertelstunde dauert es nun, bis eine verunsicherte Truppe sich wieder fängt und Dennis mit einem satten Schuss ins rechte Eck, den längst fälligen, erneuten Ausgleich herstellt. Nach weitem Einwurf von Max und Verlängerung von Jakob, trifft er vom Elfmeterpunkt zum 2 : 2 (33.) Den verdienten Führungstreffer kurz vor dem Seitenwechsel leitet Kapitän Dennis Klose ein, der ein kaum verwertbares Zuspiel wider aller Logik doch behauptet und mit einem herrlichen Diagonalpass den in den freien Raum startenden Jakob sieht. Dieser nimmt den Ball mit und flankt zu dem mittig gestarteten Thorben, der sich die Gelegenheit nicht entgehen lässt. 2 : 3 (42.)
Nach dem Seitenwechsel
Ist vor dem Spiel. Und zäh wird es. Wie kann man nur so fahrlässig mit den Chancen umgehen. Wie kann man nur so wenig aus seinen Gelegenheiten machen? Es gibt Rätsel der Weltgeschichte und es gibt ungleich noch größere, noch unauflösbarere Fragen bei unserem Spiel. Hä? Wieso sich nicht einfach fallen lassen. Elfer hätte es gegeben. Rot für den letzten Mann. Stattdessen jagen wir den Ball ans Tor vorbei. Auch in der Folge darf sich jeder einmal an einen Torschuss oder an einen Fehlschuss versuchen. Ja, warum denn nicht? Slapstick at his best. Nach einem Eckball von Jakob gelingt es Thorben per Kopf den großen Torhüter der Gastgeber zu überwinden. Doch als der Ball bereits in vollem Umfang hinter der Linie ist, trifft Kai ihn noch zusätzlich und reklamiert den Treffer für sich. Manch ein Schiri hat da schon Abseits gepfiffen, obwohl es offensichtlich keines war. Glück gehabt! 2 : 4 (64.) Es gibt stets einen heimlichen Lippenleser! Das weiß man seit sich plötzlich alle Trainer und Spieler, bei nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Sätzen, die Hand vor dem Mund halten. Dieser sieht, wie Kai zu seinem Vater rennt und folgende bedeutsame Worte raunt. »Sorry, ich bin Stürmer, ich musste dieses Tor haben. Das brauche ich für mein Selbstbewusstsein.« Da fällt dem Schreiber dieser unselig lausigen Zeilen nichts mehr ein. In welcher Welt leben wir? Kneif mich! Leb ich? Träum ich? Schlaf ich? Am liebsten ja, würde ich sagen, aber es fragt mich ja keiner. Der Rest sollte dann eigentlich ein Schützen- oder ein Schlachtfest sein, such´ es dir aus, du Prophet des Profanen. Nico Kolb kommt für den mit Gelb vorbelasteten Dennis Klose. Die Kapitänsbinde wandert zum Spieler des Spiels. Plötzlich ist noch einmal mehr Dampf im Spiel. Nico ist sofort präsent und trifft zum 2 : 5 (75.) obwohl es ein eher schlechtes Anspiel von Kai war und wo er den durchaus als Stürmer mit Selbstbewusstsein auch selber hätte machen dürfen. Der beste Mann der Gastgeber kann noch einen Treffer zum 3 : 5 (80.) erzielen, bevor Thorben fünf Minuten später an der Seitenlinie seine Schnelligkeit ausspielt und mustergültig den Stürmer Kai bedient, wo jetzt sein sich selbst verabreichte Selbstbewusstsein zu wirken beginnen scheint und er ohne Überlegen zu müssen einfach besser trifft, als wenn er Zeit zum Nachdenken hat. 3 : 6 (85.) Nico ist echt effizient, das muss man schon sagen. Kurz vor Spielende gelingt auch ihm noch per Kopf ein weiterer gut erzielter Treffer zum 3 : 7 (88.) und vorläufigem amtlichen Endergebnis. Nächste Woche steht der Kracher gegen VFL Stuttgart an. Da werden einige Stammspieler mehr wohl hoffentlich wieder an Bord sein, um entsprechende Ansprüche richtig untermauern zu können.
Der TV89 spielte mit: Granstannlis – Tabar, Lechner, Di Maria – Nallinger (Teixeira), Braun, Klose (Kolb), J. Albrecht, Eisen – Wietzer (Spahr), Prechter