SSV – TV89 Zuffenhausen 0 : 0 – Patrick Lechner wird beim Torschuss in letzter Minute im Strafraum gefoult. Ein in der Situation überforderter, ehemaliger Bundesligaschiedsrichter ahndet die Notbremse nicht, pfeift stattdessen das Spiel ab und verlässt fluchtartig das Spielfeld, ohne nach dem Verletzten zu schauen.
„Es ist nicht immer alles wahr, was stimmt.” — Stefan Wessels
5 ° C. Zuffenhausen, Schlotwiese. Derbytime. Klingt auf Englisch einfach besser als »Brüder - Duell«, denn das sind ja nicht unsere Brüder. Vielleicht im geistigen, christlichen -, aber gewiss nicht im biologischen, sporthumanen Sinne. Dass die Gastgeber gegen uns alles geben, war ja schon vorher klar. Auch gelbe Karten und Tricks, Schauspielereien und das ganze Theater. Im Endeffekt hat sich der ehemalige Bundesligareferee von manchen in weiß spielenden Kameraden einlullen lassen und am Schluss nicht mehr gewusst, was gerecht ist und was nicht. Schade, Herr Kiefer. Aber gerade am Ende musst du aufpassen. Das ist bei jeder Operation oder Reparatur so. Wenn du die Schere im Bauch vergisst oder die Schrauben nach dem Reifenwechsel nicht mehr richtig anziehst kannst du in anderen Berufen für solche Nachlässigkeiten in letzter Minute, je nach Charakter, deines eigenen Lebens nicht mehr froh werden. Als Schiedsrichter holst du dir dein Schiedsrichtergeld ab, schüttelst noch ein paar Hände, dich selbst wie ein Hund und gehst dann fröhlich nach Hause. Klar, wir sind ja bloß Amateure. Aber »echte Profis« oder wie heißt noch einmal dieser Werbespruch? Nach einer Viertelstunde stellt man fest, der TV89 ist die leicht bessere Mannschaft, aber der SSV hält dagegen. Es ist ausgeglichen. Jakob kann ein paar Fouls ziehen, ist anders auch nicht zu bremsen. Patrick wird gegen Ende der ersten Hälfte im vollen Lauf von hinten gefoult. Da hätte man auch mehr als Gelb geben können. Zwei zu Null bei Gelb für den SSV ist ja auf dem Papier noch fair.
Nach dem Seitenwechsel
Sieht es auch nicht besser aus als vor der Halbzeit. »Ich habe ein ungutes Gefühl«, meint der eine, »Wenn man die Dinger vorne nicht macht, dann kriegt man hinten eins«, der andere Fan. Aber einmal mehr, kann sich aber Andi Aubermann auszeichnen und auch ruhig stolz auf die eigene Schulter klopfen, ist er doch ein Torhüter, der dafür sorgt, dass sich die Serie von Trainer Sven Peuckert auf bisher nie da gewesene zwei »Zu-Null-Spiele« hintereinander hochschraubt. Also auf 200 Prozent Steigerung. Natürlich sorgen auch Thorben, Scharpfi, Patti, Steph und Danni dafür, denn du kannst, ohne eine funktionierende Defensive, nicht eine Serie von 1,7 Gegentore pro Spiel auf 1,417 senken. Und ganz ausschalten kannst du den Gegner auch nie. Im Zweifelsfalle ist auch nicht der Schiedsrichter der Gegner, sondern die Blockade im eigenen Kopf. Natürlich hätte Tobi heute ein Tor erzielen müssen. Oder Kai oder Dennis oder Jakob. Und ob vertändelt oder am Tor vorbei ist einerlei. »Dreimol Null es Null es Null, denn mer woren en d'r Kayjass en d'r Schull« wussten auch schon die Bläck Fööss, also die kölsche Schwoissfuass- Indianer, zu berichten. Natürlich sucht man die Schuld immer zuerst bei den anderen und nicht bei seinen eigenen Füßen. Das ist ja menschlich. Warum haben wir den Elfer in letzter Minute überhaupt gebraucht? Zwei mal Aluminium gab es gegen Schluss der Partie. Ein Zauberschuss von Kai aufs Tor senkt sich auf die Querlatte. Eine scharfe Flanke von Tobi kann Kai nur noch an den rechten Außenpfosten schießen. Es wurden aber mehrere Chancen vertan, die man im Einzelnen gar nicht alle aufzählen kann. Nicht, weil es den Rahmen -, sondern weil es die Feel-Good-Atmosphäre sprengen würde. Zugegeben: Ein Elfer ist nicht automatisch ein Tor und wir grüßen den Rest der Liga immer noch als Spitzenreiter. Die Tabelle lügt nicht. In der Realität sieht es so aus, dass wir auswärts bei einer starken Mannschaft gepunktet haben. Nächste Woche gilt es wieder. Es wartet ein Hochkaliber auf uns. Unsere Motivation und unser Kampfgeist müssen einmal mehr ganz besonders groß sein. Dann wird am Schluss die Null auch nicht spielentscheidend falsch stehen.
Der TV spielte mit: Aubermann – Lechner, Scharpfenecker, Hartmann, Nallinger - Klose, Häringer (Tabar), Braun, Cullison – J. Albrecht, Prechter