„Das Problem des deutschen Fußballs ist der Mangel an Quantität der Qualität.”— Uli Stielike
Waldebene Ost – Kunstrasenplatz 19° C. Eine goldene Oktobersonne, die dort und heute gnädig scheint und über alles trostlose und traurige Gekicke, über all die selbstgefälligen und geistlosen Kommentare müde hinweg lächelt und sich schwindet und windet in die nächste Jahresumdrehung -einem Lederball gleich und doch unendlich bedeutsamer, als es einem dumpfen Kickstiefel jemals einleuchten wird. - Was war das denn? Okay, es war eine sehr junge Mannschaft auf dem Feld, aber das meine ich nicht. Klar, ist es immer das Team, das gewinnt oder verliert und alles hat mindestens zwei Seiten. Jeder Mensch, ergo auch jeder Fußballspieler hat mehrere Gesichter. - Aber solche Fratzen? Ja, ist es denn schon Halloween, fragte der Werbefranzl oder wie heißt noch einmal dieser kommerzialisierte amerikanische Softcorehorror, bei dem Kinder mit grausigen Masken und schaurig schlechten Zähnen sich Süßigkeiten erbetteln müssen, während ihre Eltern mit den Discounterplastiktüten im Hintergrund etwas vom Wohlstand abschürfen und an sich raffen wollen?
Nanu, wir haben doch gewonnen. Muss man da alles so negativ sehen? Da kann man sich doch mal ein bisschen freuen. Ja, können schon - man muss halt alles gedankenlose Handeln einfach ausblenden und was Lacoste die Welt auf die schönen Ballstafetten gucken und nicht auf gravierende Fehlpässe, auf grobfahrlässiges Auslassen von Großchancen oder auf technik-, ehrgeiz- oder körperloses Ballspielen.
Wir beginnen mit breiter Brust und spielen eines Aufstiegsaspiranten würdig zehn Minuten Fußball. Kai hat bereits die erste Großchance ausgelassen und frei vor dem Tor rechts an den Pfosten vorbei geschossen. Die Schlotwiesenjungs sind stets schneller am Ball, technisch besser, agieren druckvoller. Aber mit der Brechstange geht es eben nicht. Ein Ballverlust von Thorben im Vorwärtsgang des Teams erwischt uns kalt. Der schnelle Pass der Gastgeber vor unseren Strafraum wo deren Prencipe mit seinem Körper den Ball behauptet und den heranstürmenden Torhüter Ange mit einem Lupfer überlistet, symbolisiert unsere Nervosität in der Defensive, die genau genommen und aus der Not heraus, aus nur einem Verteidiger und einen überhasteten Torhüter besteht. Bitter zu diesem Zeitpunkt, dass das eine Team das Spiel macht und das andere Team das Tor zum 1 : 0 (13.) Es dauert denn auch ein bisschen, bis sich der TV89 von diesem Schlag erholt. Also mindestens fünf Minuten. Dann gelingt uns aber auch ein Lupfer. Der bereits auf dem Boden liegende Torhüter der Gastgeber, wird dieses Mal aus nächster Distanz von Kai überlistet. 1 : 1 (19.)
Unmittelbar nach dem Anstoß läuft Penella freistehend über links und flankt oder schießt oder trifft den Ball irgendwie. Ange wollte wohl raus aus seinem Kasten und sich die Flanke abholen, die leider hinter seinem Rücken direkt ins Netz geht. KP. Künstler Pech oder Kann Passieren. Darf aber eigentlich nicht. Kurze Freude jedenfalls. 1 : 2 (20.)
Während über die rechte Seite unsere Angriffe überzeugend eingeleitet werden, ist die linke Seite ein krasser Ausfall, findet also bestenfalls als lehrbuchmäßiges, abschreckendes Beispiel statt. Eine geschlagene Viertelstunde dauert es nun, bis eine verunsicherte Truppe sich wieder fängt und Dennis mit einem satten Schuss ins rechte Eck, den längst fälligen, erneuten Ausgleich herstellt. Nach weitem Einwurf von Max und Verlängerung von Jakob, trifft er vom Elfmeterpunkt zum 2 : 2 (33.) Den verdienten Führungstreffer kurz vor dem Seitenwechsel leitet Kapitän Dennis Klose ein, der ein kaum verwertbares Zuspiel wider aller Logik doch behauptet und mit einem herrlichen Diagonalpass den in den freien Raum startenden Jakob sieht. Dieser nimmt den Ball mit und flankt zu dem mittig gestarteten Thorben, der sich die Gelegenheit nicht entgehen lässt. 2 : 3 (42.)
Nach dem Seitenwechsel
Ist vor dem Spiel. Und zäh wird es. Wie kann man nur so fahrlässig mit den Chancen umgehen. Wie kann man nur so wenig aus seinen Gelegenheiten machen? Es gibt Rätsel der Weltgeschichte und es gibt ungleich noch größere, noch unauflösbarere Fragen bei unserem Spiel. Hä? Wieso sich nicht einfach fallen lassen. Elfer hätte es gegeben. Rot für den letzten Mann. Stattdessen jagen wir den Ball ans Tor vorbei. Auch in der Folge darf sich jeder einmal an einen Torschuss oder an einen Fehlschuss versuchen. Ja, warum denn nicht? Slapstick at his best. Nach einem Eckball von Jakob gelingt es Thorben per Kopf den großen Torhüter der Gastgeber zu überwinden. Doch als der Ball bereits in vollem Umfang hinter der Linie ist, trifft Kai ihn noch zusätzlich und reklamiert den Treffer für sich. Manch ein Schiri hat da schon Abseits gepfiffen, obwohl es offensichtlich keines war. Glück gehabt! 2 : 4 (64.) Es gibt stets einen heimlichen Lippenleser! Das weiß man seit sich plötzlich alle Trainer und Spieler, bei nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Sätzen, die Hand vor dem Mund halten. Dieser sieht, wie Kai zu seinem Vater rennt und folgende bedeutsame Worte raunt. »Sorry, ich bin Stürmer, ich musste dieses Tor haben. Das brauche ich für mein Selbstbewusstsein.« Da fällt dem Schreiber dieser unselig lausigen Zeilen nichts mehr ein. In welcher Welt leben wir? Kneif mich! Leb ich? Träum ich? Schlaf ich? Am liebsten ja, würde ich sagen, aber es fragt mich ja keiner. Der Rest sollte dann eigentlich ein Schützen- oder ein Schlachtfest sein, such´ es dir aus, du Prophet des Profanen. Nico Kolb kommt für den mit Gelb vorbelasteten Dennis Klose. Die Kapitänsbinde wandert zum Spieler des Spiels. Plötzlich ist noch einmal mehr Dampf im Spiel. Nico ist sofort präsent und trifft zum 2 : 5 (75.) obwohl es ein eher schlechtes Anspiel von Kai war und wo er den durchaus als Stürmer mit Selbstbewusstsein auch selber hätte machen dürfen. Der beste Mann der Gastgeber kann noch einen Treffer zum 3 : 5 (80.) erzielen, bevor Thorben fünf Minuten später an der Seitenlinie seine Schnelligkeit ausspielt und mustergültig den Stürmer Kai bedient, wo jetzt sein sich selbst verabreichte Selbstbewusstsein zu wirken beginnen scheint und er ohne Überlegen zu müssen einfach besser trifft, als wenn er Zeit zum Nachdenken hat. 3 : 6 (85.) Nico ist echt effizient, das muss man schon sagen. Kurz vor Spielende gelingt auch ihm noch per Kopf ein weiterer gut erzielter Treffer zum 3 : 7 (88.) und vorläufigem amtlichen Endergebnis. Nächste Woche steht der Kracher gegen VFL Stuttgart an. Da werden einige Stammspieler mehr wohl hoffentlich wieder an Bord sein, um entsprechende Ansprüche richtig untermauern zu können.
Der TV89 spielte mit: Granstannlis – Tabar, Lechner, Di Maria – Nallinger (Teixeira), Braun, Klose (Kolb), J. Albrecht, Eisen – Wietzer (Spahr), Prechter
Bericht aufrufen unter: http://www.snordsport.de/fussball-beim-tv-89-zuffenhausen-bewegt-sich-was
„Die Flanke kommt auf den Fünfmeterpunkt.” — Sabine Töpperwien
In der Fremde ist man fremd. Dieser philosophisch hochinteressante Satz kommt einen unweigerlich in den Kopf wie die Erbsensuppe auf den Adventsmarkt. Gleich hinterm LKA Longhorn, auf den Kulturanlagen des ehemaligen Sportvereines aus Wangen, kickt unter anderem ein griechischer Verein, gegen den man bis jetzt noch niemals verloren hat. Einige seiner Anhänger, die das übliche Maß an Leidenschaft und Emotionen ständig überschreiten und derentwegen beim letzten Heimspiel schon die Polizei gerufen werden musste, um eine fortwährende Eskalation zu unterbinden, dürften eigentlich nicht zuschauen, da sie ständig sich und die öffentliche Sicherheit gefährden. Aber es ist so, wie bei jeder moralischer Ansprache, dass die, die gemeint sind, es einfach nicht verstehen. Vielleicht nicht sprachlich, vielleicht nicht sachlich, vielleicht auch gar nicht.
Fußballerisch beginnen unsere Jungs in der Fremde wie daheim. Sie machen Druck, laufen den Gastgeber früh an, zwingen ihn zu Fehlern und münzen diese um zu Toren. Ein Freistoß von Kai Prechter aus 24 m senkt sich nach der Mauer flach ins linke Torwarteck. Unhaltbar geht anders – egal, wir freuen uns über das frühe 0 : 1 (6.) Auch das 0 : 2 von Niels, der nach defensivem Fehlverhalten der Gäste und Nachsetzen von Thorben, der Abstauber und Goalgetter sein darf, erfreut uns sehr und wir stehen in freudiger Erwartung des sich ankündigen Torreigens hinter der Absperrung, wie es sich gehört. Aber das man es uns als Zuschauer nicht so einfach machen wird mit der bedingungslosen Freude, ist ja ein fortwährende Widerkehr des real existierenden Lebens in 3 D mit Duft und Wärmeprogramm. Die Sonne scheint tatsächlich und es regnet gleichzeitig. Wir führen zwar, verschulden aber einen dämlichen Elfmeter, der verwandelt wird (20.) und kassieren mit einem weiteren Treffer zwei Minuten später einen Doppelschlag zum Ausgleich. Wir erholen uns von diesem Schock und doch gelingt uns nicht mehr das leichte und coole Spiel vom Anfang. Es gibt Parallelen zum letzten Spiel. Alles sieht irgendwie wie Arbeit aus. Und das Zittern beginnt zu früh.
Halbzeit
Und wir, die da am Rande stehen und den Abgrund vor uns sehen, wir wissen nicht zu helfen. Wir rufen ständig Abseits und liegen meistens richtig. Aber der gute Schiedsrichter Johannes Kammerer will wohl manchmal schon gar nicht mehr abseits pfeifen, denn er ist ja auch in der Fremde wie wir und nicht auf heimischem Platz. So entstehen brandgefährliche Situationen und Ange, der den Abschlag vom rechten Fünfmeterraum mehrmals ins rechte Seitenaus jagt, rettet auf der Linie reaktionsschnell und reflexartig überragend. Alles ausgeglichen, alles ständig in Bewegung. Die Waage hat sich von den spielerischen Anteilen her zu unseren Ungunsten verschoben, dafür haben wir aber plötzlich mehr Glück! Bei den wenigen Entlastungsangriffen, die wir noch fahren, ergeben sich lediglich zwei nennenswerte Gelegenheiten. Einmal schießen erst Jakob, dann Kai auf das kurze Eck und zuletzt Thorben, nach Vorlage von Kai. Die Gastgeber sind zuletzt trotz ihres spielerischen Übergewichts nicht in der Lage einen Sieg einzufahren. Man muss auch einmal mit einem Punkt zufrieden sein, meint Trainer Sven Peuckert abschließend. Das macht ja Hoffnung auf das nächste Match, denn dann ist einmal zufrieden sein ja vorbei, nicht wahr?
Der TV89 spielte mit: Granstannlis – Lechner, Hartmann, Skoko (Tabar) – Eisen, M. Albrecht, Klose (Braun), J. Albrecht, Nallinger – Wietzer (Bast), Prechter, (Di Maria)
„Ich habe absichtlich falsch ausgewechselt, damit wir nicht zu hoch gewinnen.”— Aleksander Ristic
Schlotwiese 16/20° Am ersten Heimspieltag gibt es nicht nur Stadionmusik, Stadionansage, Stadionwurst sondern auch den besonderen Flair, dass wir ein ganz besonderer Verein sind. Vor dem Spiel werden die 89er Helden geehrt und die Kids sind mit auf dem Foto, dass es so bewegend ist und so menschlich schön, wie wenn ein kleines Küken schlüpft und die Mutter zärtlich Butter streicht und Zwiebeln schält. - Erst grau dann blau. Mannschaft und Wetter erholen sich. Wobei die Mannschaft und das Wetter in der Leistung gegen später ähnlich weit auseinander gehen wie die Schere zwischen arm und reich. Fast ist man gemeint zu denken, Puh, wenn bei den Wahlen der sichere Vorsprung von Angie auch so schrumpft, wie der von unseren Schlotwiesenjungs, dann gibt es eine ganz große Koalition – Hauptsache Macht, Hauptsache drei Punkte. Da fragt am Ende kein Schwein mehr, wie es dazu kommen konnte, also zu dem vegetarischen Wurstsalat, meine ich.
Eins vorneweg, es war das erwartet schwere Spiel. Und doch nehmen die Hausherren gleich das Zepter in die Hand und schaffen so in den ersten Minuten eine optische Überlegenheit. Da musste das Trainerteam um Sven Peuckert mit Urlaub, Krankheit, Job und Familienfest hadern - reihenweise schrumpfte der große Kader auf Erbsengröße – und es müssen auch die spielen, die nicht zum Training kommen konnten, weil – es waren einfach keine anderen da. Gerade einmal ein Auswechselspieler und ein Ersatztorhüter. Das ist weniger als 50% aber mehr als die halbe Miete immer noch, wenn man es genau nimmt. Dennis Klose sieht man gleich an, dass er als TSG Sinsheim-Hoffenheim Fan auf Wolke sieben schwebt und dementsprechend stark spielt, fast so, als hätte er persönlich gegen die Großkopfeten von der Isar gewonnen. Wenn er es heute in die Elf des Tages schafft, hat er es genauso verdient wie ein Kai Prechter oder ein Nico Kolb. Nicht jetzt wegen seines Fanatismus, das sei ihm verziehen, sondern wegen seiner Spielweise, seines Könnens und seiner zwei Tore, die er schließlich auch noch gemacht hat.
Bei ihrer ersten Toraktion sind es aber die Gäste, die treffen und in Führung gehen. Zu dieser Situation hätte es gar nicht kommen dürfen, meint Trainer Sven Peuckert und hat keine Lust einzelne Spieler namentlich zu kritisieren. Hier hat die Mannschaft versagt. Da ist der bedauernswerte Ange am Ende der Fehlerkette nur derjenige, bei dem es dann unglücklich ausschaut, wenn seine geplante Rettungsaktion misslingt und der Pass von der Torlinie zum Eigentor mutiert. 0 : 1 (10.) Klar ist das gut, dass das gleich nach zehn Minuten passiert, weil du dann ja noch genügend Zeit hast, um den Rückstand wieder aufzuholen. Das ist ja so eine Fußballweisheit, wie die, das Buttermilch Kraft gibt oder wer eins null führt, der stets verliert.
Man soll ja eigentlich keine einzelne Spieler kritisieren, denn wo führt es hin, wenn man einen oder zwei für einen Fehler verantwortlich macht und andere über den grünen Klee lobt? Es führt zu nichts und das kann man gewissermaßen auch philosophisch sehen, denn nichts ist ungefähr so viel wie gar nix. Aber positiv kann man natürlich auch etwas aussagen. Die gesamte Mannschaft hat sich nicht hängen lassen und hat gekämpft und sich dann auch mit ein paar schönen Toren belohnt. Zuerst das schöne Flankenspiel nach Balleroberung im Mittelfeld auf Nico Kolb. Der sieht auf der linken Seite Dennis starten und kann mustergültig passen. Dennis gewinnt mit einer Körpertäuschung Raum, nimmt den Schwung, um allein vor das gegnerische Tor zu laufen und den Ball knallhart ins lange Eck zu versenken. 1 : 1 (30.) Genau so schön ist der Freistoß von Kai. Knallhart aus mehr als zwanzig Metern unter die Querlatte gehämmert. 2 : 1 (34.) Jetzt freut sich die Kulisse. Auch das 3 : 1 (41.) von Kai ist klasse gemacht, weil, so macht man das nämlich. Man nimmt den Ball an, stellt seinen Körper zwischen Gegenspieler und Tor und schießt so scharf und rechtzeitig und platziert, dass es passt. Ein Anschlusstreffer der Gäste war zwischenzeitlich möglich. Eine misslungene Kopfballabwehr am Strafraumrand geht in hohen Bogen zur Strafraummitte, wird zur Vorlage und Volleyabnahme. Doch Ange ist zur Stelle und kann den Einschlag aus kurzer Distanz verhindern. Der Abpraller landet bei zwei im Abseits stehenden Botnanger Abstaubern. Dann hat Kai nach Flanke von Thorben die Möglichkeit zum Hattrick. Freistehend vor dem Tor köpft er das Leder am rechten Pfosten vorbei. Die schweren macht er, die leichten nicht. Warum das so ist, das weiß man nicht.
Halbzeit
Man denkt, dass jetzt auch Thorben mal eines machen könnte. Bei der Eckball Variante Nr. 17, die ich natürlich an dieser Stelle hier nicht verrate, kann er leider nur an den Pfosten köpfen. Besser macht es unsere Wolke Sieben Dennis Klose. Setzt sich über rechts durch, kurz, kacktrocken und humorlos ins kurze Eck zum 4 : 1. Schützenfest denkt man, wie wenn man denkt, dass das Elend eine gerechte Strafe ist und dass man ein Recht auf den größeren Teil des Kosakenzipfels hat. Tja und dann kommt statt des 5 : 1, wo die eine oder andere Großchance verschenkt wird, plötzlich ein 4 : 2 und es sind noch vierzig Minuten zu spielen. Und doch bleibt es eine halbe Stunde ein kämpferisches Spiel auf Augenhöhe, wo sich abwechselnd die Gäste und auch wir uns vom Schiedsrichter benachteiligt beurteilt fühlen. Aber nach Marcos Muskelverletzung und dem 4 : 3 (80.) Anschlusstreffer wird es praktisch mit einem Mann weniger, eine richtig spannende Kiste, die man es so liebt wie Staubsauger am Sonntagmorgen. Doch wie sich das Team gegen den Ausgleich stemmt - wie sie fighten, dass ein sicher geglaubtes gewonnenes Spiel, im Endeffekt auch wirklich gewonnen wird; das ist schon großartig anzusehen. Vor dieser geschlossenen Willensbekundung muss man seinen Hut ziehen, selbst wenn man keinen hat. Respekt, Jungs!
Der TV89 spielte mit: Grantsanlis – M. Albrecht, Hartmann, De Maria – Häringer, Braun (Skoko), Kolb, Klose, J. Albrecht, Nallinger – Prechter
„Wenn ein Tor fällt, können noch mehr fallen. Aber es muss erst mal eins fallen.” — Erich Ribbeck
Wilhelm-Braun-Sportpark. Äußerster Rasen am Waldrand links. Hier werden Schnelle schneller müde, abgebremst und zu sich selbst geführt. Langsamere können Grätschen. Technisch Bessere tun sich insgesamt schwerer. Hier heißt es Ärmel hochkrempeln, malochen und den Sieg wollen. Was man also auf Gegners Seite vom TV89 hält, ist somit leicht zu deuten und dass die Rechnung aber dennoch nicht aufging, ist jetzt auch klar.
In der ersten Hälfte sieht man unsere Jungs zwar von Anfang an sehr bemüht, aber das ist ja, wie man weiß kein gutes Zeugnis. Er hat sich stets bemüht, heißt so viel wie, er hat es nie erreicht. Und das stimmt auch. Der höhere Ballbesitzanteil und die Platzhoheit, dafür kann man sich nichts kaufen. Die Gastgeber, die sich selbst Talkrabben nennen, krabbeln sich dann auch langsam ins Spiel und beginnen sich von unserem permanenten Druck zu befreien. Nach zehn Minuten deren erster Warnschuss noch weit übers Tor. Nach weiteren zehn Minuten geht ein Raunen durchs Rund, naja – durchs Halbrund, es war ja nur eine Seite besetzt – freistehend vergibt Halbherr, schießt ans lange Eck flach vorbei. Du kannst halt den Gegner nie ganz ausschalten, das ist so eine alte Fußballweisheit wie »Unverhofft kommt oft«. So war es denn auch, dass man im Scherze sagte, pass auf gleich steht es zwei zu null für uns. Wieder einmal mehr wird Kai mustergültig bedient, dreht ab hat den Gegner wieder zwischen sich und Tor und keine Option abzulegen. Aus dem Stand entscheidet er sich für die linke Ecke. Torwart Julian Carrasco sieht den Ball zu spät und deshalb etwas unglücklich aus. 0 : 1 (37.) Insgesamt verdient. Die Schlotwiesenjungs sind im Prinzip die bessere Mannschaft. Doch bis zur Pause passiert dann doch nicht mehr viel. Wir vermuten, dass in der Kabine so intensiv mit dem Team gesprochen wurde, dass man fast den Wiederanpfiff vergaß. Die Gastgeber und Schiedsrichter lässt man jedenfalls grenzwertig warten, das kostet wohl Bonuspunkte auf der Sympathieskala des Unparteiischen, was sich denn auch rächt.
Fortan werden kleinlich »Falscher Einwurf« gepfiffen, falsche Abseitsentscheidungen zu unserem Nachteil und munter gelbe Karten verteilt. Leider hat Trainer Sven Peuckert den nicht gelb belasteten Niels Wietzer ausgewechselt, was sich dann am Ende als Schönheitsfehler erweist. Alle anderen gelb belasteten Spieler hat er vor gelb-rot bewahren können. Jakob Albrecht, der wieder einmal mehr neben Stephan und Patrick zu den stärkeren Spielern gehört, gelingt nach einem vergebenen Kopfball ein kurioses Eckballtor. Direkt ins kurze Eck gezimmert zum 0 : 2 (53.) Kann man üben ohne Ende, nützt aber nix, wenn der Torwart nicht mitspielt. Der ansonsten sichere Rückhalt der Gastgeber wird ein zweites Mal überrascht und schafft es nur den scharf angeschnittenen Ball vor die Innenkante des Quergebälks zu fausten. Wenn der Ball dann im Netz zappelt, sieht es für uns eindeutig besser aus, als für ihn. Die Schlotwiesenjungs halten den Druck aufrecht und die Hausherren sind wohl auch konditionell etwas im Rückstand. In einer turbulenten Strafraumaktion behält Kapitän Stephan Hartmann die Übersicht und kann den Abpraller fulminant versenken. Nach dem 0 : 3 (61.) nach gut einer Stunde ist die Entscheidung gefallen und man verwaltet fortwährend nur noch das Ergebnis. Dass es bei dem zu Null am Ende geblieben ist, kann man dem Glück des Tüchtigen zuschreiben, muss man aber nicht. In der ersten Hälfte fehlte auf der rechten Defensivseite etwas der Zugriff. Als dann Schiedsrichter Sentürk noch den starken Patrick Lechner mit gelb-rot vom Platz stellt, sorgt er für größere Sorgenfalten beim Trainergespann bezüglich der Defensivaufstellung im nächsten Match. Es wäre für das Team ungemein wichtig, eine funktionierende Abwehr zu haben. Ob mit Trainingsrückstand behaftete oder lädierte Spieler im kommenden Spiel einen vollwertigen Einsatz bringen können, wird man sehen. Ansonsten wäre es höchst wünschenswert, wenn Mo und Scharpfi dabei sein könnten. Wie sagte Franzl? – Schaun mer mal.
Der TV89 spielte mit: Grantsanlis – Lechner, Hartmann, Tabar – Häringer, Braun, Klose (Di Maria), J. Albrecht (Kolb), Nallinger (Skoko) – Wietzer (Eisen), Prechter
Besondere Vorkommnisse: Schiedsrichter Mutlu Sentürk zieht in der Nachspielzeit Gelb-Rot für eine Lappalie und setzt somit hinter seine eigene bescheidene Leistung ein Ausrufezeichen!