Erst wirbeln wir den Staub auf und behaupten dann, dass wir nichts sehen können. (meinte nicht etwa der Trainer der türk. Hilalspor, sondern George Berkeley [irischer Theologe, 1685 - 1753])
Die staubige Luft dort auf dem Hartplatz des TV Cannstatt macht Durst. Scharen von mitgereisten Fans kommen sich vor, wie in der Wüste Gobi, wie drei Tage bei 50° C. im Schatten, wenn man sich noch ein Magnesium Feuer entzündet, damit man kühle imaginäre Biere besser beim Blinzeln beobachten kann. Aber es gibt keinen Getränkestand. Lieber Staub aufwirbeln, als Staub ansetzen, könnte man meinen. Lieber Pyrotechnik als Hefeweizen. (Naja, bei unseren Heimspielen kann es beides geben. Wir sind aber auch schon einhundert Jahre älter, gelt?) Das Feuerwerk wird auch sogleich von erster Minute angezündet. Gäng, Peng, Tor aus 20 m etwa. 0 : 1 (02. Min). Furioser Start, denn drei Minuten später steht es schon 0 : 2. Torschütze Kuzu. (6.) Was dann passiert? Schwer zu sagen. Der Eifer im Sturm wird mit einer gewissen Nachlässigkeit in der Defensive neutralisiert. So möchte ich es mal beschreiben. Die türkischen Sportler knallen den Ball nach Vorne. Da hilft dann Allah. Da helfen auf der TV Seite aber auch Bruder Leichtsinn und Bruder Sanftmut. 1 : 2 (12.) Ausrutscher, denkt man, wie man denkt, dass die fette Katze nur zufällig Mäuse fängt. Der TV macht mit seinen möglichen Torchancen zum 1 : 3 weiter. Eigentlich noch unbeeindruckt von diesem Zwischenfall. Aber, als es dann fünf Minuten später stattdessen zum 2 : 2 Ausgleich kommt, hängt der Haussegen schief. Ja, es ist unmöglich, Staub wegzublasen, ohne dass jemand zu husten anfängt. In Folge dessen verkrampft das Team um Trainer Bernd Häcker. Man verliert den Faden gewissermaßen, wirkt plötzlich verunsichert in allen Mannschaftsteilen und geht mit diesem Ergebnis auch in die Pause. Nach dem Seitenwechsel findet einer aber wieder ganz schnell hinein in das Feuerwerk der Eitelkeiten. Danni Gäng, nämlich, der den Ball aus der Luft annimmt, ihn locker von der Brust abtropfen lässt auf seinen linkes Knie, um ihn dann Volley Vollspann aus 25 m in den Winkel zu versenken. Marke "Tor des Monats", das schaffen auch viele in der Bundesliga nicht. 2 : 3 (47.) Gäng ist es denn auch, der nach dem zwischenzeitlichen 2 : 4 durch Tek (50.) die Ecke schlägt. Passgenau auf Schrenk, der seinen Schädel nur noch hinhalten muss, um das 2 : 5 (58.) wuchtig zu erzielen. Das 2 : 6 durch Eisentraut zählt nicht. Obwohl der Beinschuss von Schrenk eigentlich schon gepasst hätte, aber naja, da muss man seinen Latschen halt mal zurückhalten. Abseits, meint der Schiri. Kunstfehler, meint der Könner. Wobei der Schiri richtiger liegt! Dafür kann Eisentraut dann mit einer Einzelaktion das wirkliche 2 : 6 (63.) erzielen. Der Spieler des Spiels Gäng geht mit Applause vom Platz. Für ihn kommt Biljeskovic. Das 2 : 7 (65.) erzielt Yurük nach einer dreier Kombi. Sichtlich genervte Hillalsporer haben keine Zuordnung mehr und lassen sich in der Folgezeit von den eingewechselten Youngsters Biljeskovic, Albrecht und Mavinga und den euphorisierten erfahrenen TV 89 Spielern schwindelig spielen. Es sieht jetzt wie im Training aus. Biljeskovic nimmt Maß aus 24 m 2 : 8 (72.). Mavinga kann das Leder nach Vorlage von Albrecht im gegnerischen Kasten unterbringen. 2 : 9 (75.) Schrenk trifft zum 2 : 10 (78.). Den Endstand von 2 : 11 stellt abschließend der fleißige Kuzu her, der heute wieder wie ein Wirbelsturm, nicht nur Staub aufblies, sondern Taten folgen ließ. Schreib alle Unbill in den Staub, alle Wohltaten in den Marmor, heißt das weltmännisch. Trikots abstauben und Bröckele nachlegen, heißt das auf schwäbisch.Wie nah Glück und Unglück zusammenliegen, mir schwante da schon etwas. Es war wie in der Geschichte mit dem einzigen Überlebenden eines Schiffsunglücks, der an den Strand einer einsamen und unbewohnten Insel gespült wurde. Tag für Tag hielt er Ausschau nach einem Schiff am Horizont. Nach vielen Tagen ergebnisloser Ausschau nach einem Schiff baute er sich eine kleine Hütte aus Holz. Eines Tages kam er von einem Ausflug auf der Insel zurück und stellte fest, dass seine Hütte in Flammen stand. Er hatte alles verloren und seine Stimmung wechselte zwischen Ärger und Verzweiflung. Irgendwann später wachte er durch das Motorgeräusch eines Bootes auf, das sich der Insel näherte. "Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?, fragte er seine Retter. "Wir haben das Rauchsignal gesehen", antwortete der Kapitän.
Ein Indianerhäuptling erzählt seinem Sohn folgende Geschichte: "Mein Sohn, in jedem von uns tobt ein Kampf zwischen 2 Wölfen. Der eine Wolf ist böse. Er kämpft mit Ärger, Neid, Eifersucht, Sorgen, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Lügen, Überheblichkeit, Egoismus und Missgunst. Der andere Wolf ist gut. Er kämpft mit Liebe, Freude, Frieden, Hoffnung, Gelassenheit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen und Wahrheit." Der Sohn frägt: "Und welcher der beiden Wölfe gewinnt?" Der Häuptling antwortet ihm: "Der, den du fütterst."
Der Schiedsrichter: Ein Schiedsrichter, manchmal auch Spielleiter oder Unparteiischer genannt, ist eine unparteiische Person, die bei einer Sportart mit zwei gegeneinander antretenden Parteien das Spiel oder die Veranstaltung leitet oder überwacht. Er überwacht den regelgerechten Spielverlauf durch Tatsachenentscheidungen, disziplinarische Handlungen und häufig auch durch Zeitnahme. Manchmal ist diese Person unauffällig. Dann ist das ein guter Schiedsrichter! Manchmal ist er souverän. Dann ist es ein sehr guter Schiedsrichter. Manchmal ist er stets auf Ballhöhe. sieht alles, hört alles und deutet alles richtig. Dann ist er perfekt. Perfekt gibt es nicht. Ergo ist Perfekt nicht Kreisklasse B. Aber auch nicht Champions League, soviel zum Troste.
Das Spiel: Orange gegen Zitrone. Missverständnis gegen Unvermögen. Kampf, Krampf und Krätze. Trotz Überzahl und dem Erspielen etlicher Chancen will es der Heimmannschaft nicht gelingen, ein Tor zu erzielen. In der 25. Min entscheidet der Schiri auf Rückpass. Indirekter Freistoß, wie man weiß. Ungefähr sieben Meter vor dem Tor. Wo darf sich jetzt die gegnerische Mauer platzieren? Richtig, eigentlich hinter dem Tor. Uneigentlich, so wie es das Regelwerk vorsieht, alle auf der Linie! Und wie ist es falsch? Richtig, wenn dann der Abstand nur 4,50 m ist. Ergebnis? Nüscht, ist ja klar, was soll denn dabei rauskommen? Der Freistoß, der keiner war, führt zu keinem Tor, das nennt man dann mal eine Konzessionsentscheidung. Du darfst einen Spieler foulen, aber dich als Gefoulter nicht beschweren. Sonst? Gelbe Karte! Du darfst den Ball als Letzter berühren. Das gibt dann in 80 Prozent aller Fälle Einwurf, Ecke oder Abstoß für deine Mannschaft. Umgedreht genauso. Minus minus gleich plus, das ist eben so. Doch wollen wir nicht weiter hadern und lieber den richtigen Wolf füttern. In Hälfte Zwei haben wir physisch ein Mann mehr auf dem Platze, aber psychologisch plötzlich einen weniger! Der ASV ackert, kackert, rackert mehr - zu sicher scheinen sich einige TV - ler zu sein, dass wir diese Partie im Griff haben. Aber noch ist Vorne nichts zählbares herausgesprungen. Trainer Sunc reagiert. Für den rot gefährdeten Weiss kommt Kolarevic. Doch die Offensive wird nicht besser. Dafür klingelts plötzlich hinten. 0 : 1 (60.) Kein Beinbruch denkt man, so wie man denkt, keine Panik auf der Titanic. Leider wird es Vorne nicht besser und in der Mitte und Hinten auch nicht. Wie bekiffte Pfadfinder auf dem Kirchentag bemüht man sich redlich. Allein der Erfolg bleibt aus. Bei einem gegnerischen Konter fängt man sich noch das 0 : 2 ein. (82.) Vorentscheidung? In der 88. Min dann endlich das 1 : 2 für den TV. Es ist wieder spannend, der Schiedsrichter legt noch ein paar Minuten oben drauf. Aber heute wird das nix mehr. Schade, wie M. Hellstern zu sagen pflegt.
Voodoo: (schwarze Magie) Meistens sitzt auf der Tribüne irgendwo der Voodoo Meister, der das Spiel und den Schiedsrichter verhext. Im vorliegenden Fall kann ich mir das vorstellen, zudem mir jemand vor dem Spiel bereits zuraunte, achte mal auf den Schiedsrichter. Quatsch! Das hat mit Voodoo nichts zu tun. Es muss ein anderes Wort dafür geben, aber mir gehen die Worte... Aus.
Der TV 89 II spielte mit Lüllwitz, H. Gülüm, Mahal, Krämer, A. Gäng, Bradaric (M.Amtmann), Krasniqi, Di Maria, Antic, Weiss (Kolarevic), Kahlweihs (A. Gülüm)
Wenn ich über's Wasser laufe, dann sagen meine Kritiker: 'Nicht mal schwimmen kann er.' (Berti Vogts)
So ein bisschen erinnerte einen das Spiel gegen die SKV Paläst. Al Q`uds an das letzte Länderspiel der Deutschen gegen Österreich. Hier der TV, souverän und mit breiter Brust, dort der SKV in allen Belangen unterlegen und nur ein Aufbaugegner für das nächste Spiel gegen die Aufsteiger, Geheimfavoriten und Nachbarn auf der Schlotwiese SV Stuttgart 09. So sah es zumindest nach der ersten Halbzeit aus. 3 : 0 führen die `89 er da bereits. In der 2. Min verlängerte Albrecht den Ball mit den Kopf über den verdutzten Keeper der Gäste und der Ball fand den Weg ins Tor und gab zwei einschussbereiten Stürmern keine Chance mehr, den Treffer noch für sich zu beanspruchen. Neuzugang Eisentraut konnte zwanzig Minuten später zum 2 : 0 vollenden, Gott sei Dank, denn ein besser postierter Mitstürmer hatte den Finger bereits am imaginären Abzug seines Colts. Schrenk machte dann ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für seinen Trainer Bernd Häcker in der 40. Min. "Danke Trainer, für dein Vertrauen, doch jetzt muss ich abhauen." Gleich nach dem Spiel fährt er in die Ferien. In der 60. Min kommt Kuzo für Schrenk und bedankt sich sogleich zwei Minuten später mit dem 4 : 0. Dann ein Doppelwechsel, die Ernte einfahren denkt man, ein Gewitter wurde ja angekündigt. Als unser "Sechser" dann nicht mehr spielt, merkt man aber, dass er fehlt. Die Gegner überbrücken plötzlich mühelos das Mittelfeld, die bis dahin selbstbewusste Verteidigung beginnt zu schwimmen - wer ist für den einzigen gegnerischen Stürmer zuständig? - im Zweifelsfalle keiner. 4 : 1 Ehrentreffer, denkt man, so wie man denkt, ein Seiltänzer wird schon nicht stürzen, der weiß ja, was er macht. Der TV bleibt am Drücker, erspielt sich Vorne weiterhin Chancen, aber die Verwertung? Fehlanzeige. Deutschland kassierte dann das 4 : 2 und voila, die Heimmannschaft lässt ein weiteres Tor zu. 4 : 2 nach dem Motto, wir können es uns ja leisten und eine Nachlässigkeit ist ja kein Weltuntergang. Während unsere Nationalmannschaft dann jedoch in die Spur zurück fand, zeigt uns der TV sein verunsichertes Gesicht. Vorne gelingt nicht mehr viel, in der Vorwärtsbewegung wird ein Ball vertändelt, der gegnerische Konter findet zwei Minuten vor Spielende seinen Abschluss zum 4 : 3 Anschlusstreffer. Bevor nun das große Zittern beginnen kann, hat der Schiedsrichter ein Einsehen und pfeift die Partie gerade noch rechtzeitig ab. Puh, das war knapp. Aber Schwamm drüber, drei Punkte sind drei Punkte. Der Auftakt ist geglückt. Wir gratulieren zum Happy End.
Der TV89 I spielte mit: Berrer, Scharpfenecker, Köhler, Bardaro, C. Schmidt, Biljeskovic (65.Min Gäng), Yürük, Albrecht, Schrenk (62.Min Kuzu), Eisentraut (65.Min Tek), Mavinga
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
TV 89 Zuffenhausen II - SKV Paläst. Al Q`uds II 6 : 0
Nach dem frühen Führungstor von Weiß (2. Min) werden die Gäste regelrecht vor ihrem eigenen Tor eingeschnürt. In der Folgezeit erarbeiten, die in blau spielenden Zuffenhausener sich ein paar Hochkarätige, doch die Torausbeute ist mehr als kläglich. Grob fahrlässig gar, was Weiß frei vor dem Tor mit Ball und Hacke macht, egal, wir klagen auf hohem Niveau. Kurz vor der Pause wird dann endlich die schon zuvor gezeigte Dominanz mit einem Dreierschlag zementiert. Zwei Mal trifft Kolarevic, einmal Weiß (40., 42. und 43. Min). Zur Halbzeit steht es 4 : 0 aber auch eine weitaus höhere Führung wäre adäquat gewesen. Nach dem Seitenwechsel gibt es gleich ein Ausrufezeichen durch den vom MTV gekommenen Elvis Omanga in Form eines sauber eingelochten und satten 5 : 0. Das Powerplay aus der ersten Hälfte findet so seine nahtlose Fortsetzung - zu schwach die Gäste und auf allen Postionen unterlegen. Ein Debakel zeichnet sich ab. Doch die miese Chancenverwertung findet leider auch ihre nahtlose Fortsetzung. In der 60. Min gelingt es Di Maria zum 6 : 0 einzuschieben. Dann das alte Spiel. Der TV spielt wie im Training. Sturm gegen Abwehr - doch die Kugel wird ruhiger und ruhiger geschoben und ein Schwebezustand hergestellt gewissermaßen. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins möchte man meinen. Es fühlt sich gut an, dieser äußerst fairen Auseinandersetzung beizuwohnen. Jedoch können die Gäste kein Gratmesser sein, um die eigene Stärke zu erkennen. Müssen sie auch nicht. Sie müssen uns nur den Teppich zum ersten Tabellenplatz ausrollen, alles Weitere findet sich dann nächste Woche bei den ambitionierten Nachbarn auf der Schlotwiese.
Lüllwitz., Karadal (60.Mahal), Hofmann, Gäng, Marek (46.Min Gisin), Di Maria, "H." Gülum (46.Min Omanga), Antic, A. Gülum, Weiß, Kolarevic