TSV Stuttgart-Münster III - TTC III 4:9
Heute ging's in das schnuckelige, in der Neckarschleife gelegene Spiellokal des TSV Münster, wo auf einem schönen, erstaunlich trittfesten Parkettboden bei vielleicht etwas schummriger Beleuchtung gespielt wird - so man den Weg durch die weitläufigen Geheimgänge zwischen Umkleidekabine und Halle findet. Hier wird bereits mit dem Plastikball gespielt, Marke Hanno. Da diese simple Entdeckung bei vielen Spielern regelmäßig zu spontanen emotionalen Ausrufen des Entsetzens führt, hier ein paar Worte über das unscheinbare Spielgerät: Nach Vergleich sechserlei verschiedener Plastikbälle ist der Hanno klarer Favorit des Autors. Ohne Naht, mit hinreichend griffiger Oberfläche, etwas träge im Flug, die er aber aufgrund seiner Härte durch schnelle, vielleicht etwas höhere Absprünge weitgehend kompensiert, dazu sehr stabil, ist der Hanno mein klarer Favorit unter den neuen Bällen.
Wir traten gewissermaßen in einer unserer Stammbesetzungen an; Ralf Buckenmaier sprang für Simón ein, zählt für mich mit neun Einsätzen und einer tadellosen 9:1-Bilanz aber längst nicht mehr als Ersatz im eigentlichen Sinne. Münster konnte mit einer interessanten Mischung an Spielertypen aufwarten: Vorne einmal Noppenspieler, einmal Konterspezialist, hinten mit allen Wassern gewaschenen "alten Hasen".
Nach den Doppeln lagen wir überraschend hinten; zuvor in dieser Kategorie beste Mannschaft der Liga, mussten wir diesmal ungewohnt mit einem 1:2-Rückstand in die Einzel starten, nur unser Top-Doppel Andi/Joe konnte gegen das gegnerische Doppel 1 wieder mal punkten.
Das beste Doppel der Liga: Andreas Koch/Joe Hartmann
Im ersten Einzeldurchlauf hatte Martin seinen auf Gegenangriffe spezialisierten Gegner Dschingis Birinici (der sich eigentlich Cengiz schreibt) gut im Griff: Wie das Wort "Gegenangriff" ja schon impliziert, benötigt ein auf diese Technik setzender Spieler einen vorangehenden Angriff des Gegners, ohne den er an der Platte regelrecht "verhungert". Nach einer längeren Phase der Ratlosigkeit versuchte Cengiz schließlich durch leichte, halbhohe Bälle auf die Vorhand Angriffe zu provozieren. Damit war er in gewissem Sinne erfolgreich, allerdings erfolgten diese dann so hart, dass es auch da nichts mehr gegenanzugreifen gab. Ausgleich 2:2.
Allerdings konnte Münster kurz darauf wieder in Führung gehen: Nach sehr gutem Lauf in den letzten Spielen, dabei beachtliche Siege gegen Feuerbach und die Nummer 1 von Heumaden, kassierte Marius eine Niederlage gegen Noppenspieler Gisbert Paetzel. Rückstand 2:3. Im mittleren Paarkreuz entwickelte sich ein zäher Spielverlauf: Weder Andi noch Joe konnten ihre etwas agileren Gegner mit ihrem charakteristischen Sicherheitsspiel kontrollieren und mussten immer wieder mühsam Rückstände aufholen. Bis zum Schluss waren beide Spiele offen - in einer entscheidenden Phase der Begegnung, denn bei einem 3:4- oder gar 2:5-Rückstand zu diesem Zeitpunkt wäre es wohl schwer geworden, die für uns so wichtigen zwei Punkte nach Hause zu holen. Aber es sollte anders kommen: Andi und Joe erwiesen sich als wahre Eisenfresser und erkämpften uns mit zweimal 11:9 im Entscheidungssatz die Führung: 4:3. Hinten musste sich Ralf Brieske zwar geschlagen geben, doch Ralf Buckenmaier konnte dafür einmal mehr mit seinem dynamischen und äußerst attraktiven Offensivspiel überzeugen und unseren Vorsprung in den zweiten Durchgang retten. 5:4.
Hier trafen mit Martin und Gisbert zwei völlig unterschiedliche Noppenspieler aufeinander: Der eine agiert möglichst schnell vorne an der Platte mit variierender Rotation, der andere wehrt in der Halb- oder Volldistanz mit viel Unterschnitt ab und greift bei Gelegenheit wuchtvoll an, häufig aus vollem Lauf, dass die Halle bebt. Hier musste klar die Devise sein, solche Angriffe gar nicht erst zuzulassen, denn wenn diese Bälle einschlagen, ist die Nummer durch. Dazu kommt die psychologische Wirkung des Anstürmens, etwa vergleichbar mit der Strafraumverteidigung eines Oliver Kahn, und das in einer Sportart, in der sich üblicherweise neun Fuß soliden Holzes zwischen den Kontrahenten befinden.
Offenbar hatte Martin aus seiner 0:3-Niederlage in der Vorrunde etwas mitnehmen können, denn dieses Mal konnte er Gisberts Taktik durchkreuzen und das sehr anstrengende Kopfspiel mit Mühe, aber in drei Sätzen, für sich entscheiden. Parallel geriet Marius gegen Cengiz 0:2 nach Sätzen in Rückstand, fightete aber weiter und sicherte sich im Entscheidungssatz den Sieg und den vorentscheidenden Zwischenstand 7:4.
Ob Andi und Joe die Konstellationen 3-3 und 4-4 besser lagen oder ihre Gegner im ersten Durchlauf etwas mehr Kraft gelassen hatten als sie: Diesmal hatten beide ihre Gegenspieler gut im Griff und erkämpften uns überzeugend die fehlenden beiden Punkte zum 9:4-Endstand. Und steuerten zu diesem einmal mehr die maximale Ausbeute von 5 Punkten bei! Zumindest kurzzeitig übernehmen wir damit wieder die Tabellenführung; da Feuerbach erst in zwei Wochen wieder das nächste Spiel bestreitet, können wir unseren Vorsprung am Freitag mit einem Sieg gegen Max-Eyth-See sogar noch ausbauen, wenn auch nicht aus eigener Kraft verteidigen.